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Zu Besuch im politischen Berlin


Die Klassen Q2e und Q2h verbrachten auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Gabriele Hiller-Ohm drei Tage in der Bundeshauptstadt
Transparenz ist der Begriff, der bei dem dreitägigen Besuch in Berlin am häufigsten fiel. Transparenz ist nicht nur ein architektonisches Gestaltungsprinzip wichtiger Bauten demokratischer Institutionen, z.B. des modernisierten Reichstags, dessen Glaswände im Inneren von allen Ebenen des Gebäudes einen Einblick in den Plenarsaal gestatten, oder der Lichthöfe des Auswärtigen Amtes, der Landesvertretung Schleswig-Holsteins und des Willy-Brandt-Hauses, die erlauben, dass Außen und Innen miteinander kommunizieren. Mit dem Wort Transparenz ist auch die Zielsetzung des dreitägigen Besuchs in der Bundeshauptstadt beschrieben, nämlich für die Schülerinnen und Schüler politische Prozesse durchschaubar und nachvollziehbar zu machen.

Wie wird man Diplomat? Waren Sie schon in Krisengebieten? Wie würden sich die diplomatischen Beziehungen zu den USA verändern, sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnen? Dies sind einige der Fragen, auf die die Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes beim Besuch am Ankunftstag ausführlich antwortete und in die sie viel von ihren persönlichen Erfahrungen einfließen ließ. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt von der Authentizität der Diplomatin, ihrem Mut, auch in Afghanistan und Mali in der Deutschen Botschaft ausgehalten zu haben, und den vielen Fremdsprachen, die sie beherrscht und ständig weiter ausbaut. Für Clara war denn auch der Besuch im AA das Highlight der Fahrt und Jakob „belagerte“ nach dem Ende des Vortrages die Referentin, um mehr über Anforderungen an Bewerber für den diplomatischen Dienst zu erfahren.

Am zweiten Tag standen zunächst der Besuch des Reichstagsgebäudes und ein Gespräch mit zwei Mitarbeitern von Frau Hiller-Ohm auf dem Programm, für Jule der Höhepunkt der Fahrt, weil die Mitarbeiter auch zu politischen Themen, die Lübeck betreffen, Stellung nehmen konnten und damit „eine Verbindung zu uns herstellen konnten.“
Bei strahlendem Sonnenschein und einem fantastischen Rundblick über die Stadt konnten sich alle Besucher im Restaurant des Fernsehturmes stärken und Gebäude, Stadtteile sowie architektonische Ensembles wiedererkennen, die sie zuvor bei der Stadtrundfahrt erklärt bekommen hatten.
Anschließend stand ein Besuch im Verteidigungsministerium auf dem Programm, bei dem u.a. aktuelle Auslandseinsätze und Ausrüstungsmängel der Bundeswehr thematisiert wurden. „ Schade, dass wir keine Fragen stellen konnten, aber der Vortrag war interessant, weil er die Themen von offizieller Seite darstellte“, befand Ole bei dem Auswertungsgespräch der Klasse zurück in Lübeck.

Am dritten Tag kamen die Besucherinnen und Besucher noch einmal in die Stauffenbergstraße, um an einer Führung durch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand teilzunehmen, die an historischem Ort im sogenannten Bendler-Block liegt, dort, wo die Attentäter des 20. Juli den Putsch gegen Hitler planten und nach seinem Scheitern hingerichtet wurden.

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Jona und Jasper fanden bei diesem Programmpunkt besonders wichtig, dass ihnen neben den bekannten Widerstandskämpfern die Biografie Georg Elsers vorgestellt wurde, der schon 1938 das Attentat im Münchner Bürgerbräukeller verübte und nach dem Krieg noch lange politisch verleumdet wurde, bevor man die Leistung dieses mutigen Einzeltäters richtig würdigte. Dass nicht nur Mitglieder der Eliten und Funktionsträger Widerstand leisteten, sondern auch „kleine Leute“, war die wichtigste Erkenntnis der beiden Schüler.

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Über die Funktionen des Bundesrates erfuhren die Besucherinnen und Besucher Wissenswertes in der Schleswig-Holsteinischen Landesvertretung und statteten anschließend dem an das Gebäude angrenzenden Mahnmal für die ermordeten Juden Europas einen Kurzbesuch ab.

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Die 2711 Stelen, die unterhalb des Straßenniveaus auf unebenem Gelände stehen, erzeugen höchst unterschiedliche Gedanken und Gefühle. Von oben wirkt das Gelände wie ein Weizenfeld , durch das der Wind fährt und Halme knickt, während man beim Eintauchen in die Gänge zwischen den Stelen leicht die räumliche Orientierung verliert. Antonia konnte das Gefühl der Verunsicherung gut nacherleben. Die Stelen selbst erinnern an Sarkophage. Gerade der Assoziationsreichtum macht das Mahnmal zu einem Besuchermagneten.

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Zum Abschluss der dreitägigen Reise ging es ins Willy-Brandt-Haus, die SPD-Parteizentrale. „ Hier wurde mir klar, wie viele Menschen dem Parteivorsitzenden zuarbeiten, wie viele Mitarbeiter benötigt werden, um Expertise in allen politischen Spezialgebieten zu erlangen“, ist das Fazit von Johannes.

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Auf der Rückfahrt nach Lübeck waren alle damit beschäftigt, das Erlebte und die vielen Informationen, die sie durch das dichte Programm an den drei Tagen bekommen hatten, zu verarbeiten. Transparenz im Sinne von Durchblick – dem Ziel sind alle Besucherinnen und Besucher näher gekommen. Wie politische Entscheidungen entstehen, wer dazu beiträgt, wie sie umgesetzt werden, können alle nun sehr viel besser nachvollziehen.
Wir danken Frau Hiller-Ohm für die Einladung nach Berlin sowie dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung  für die Ausarbeitung des exzellenten Programms und Herrn Tartemann für die umsichtige Betreuung an diesen drei intensiven und bereichernden Tagen.

Text: Mechthild Piechotta

Fotos: Susan Wessin