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Zero Waste – Wie kann das Europäische Parlament zur Vermeidung von Plastikmüll beitragen?


Nicolai Florescu ist 62 Jahre alt, kommt aus Rumänien und sitzt für die EVP im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments. So steht es auf der Rollenkarte, die Ben aus der Q1b am 21.4. zugeteilt bekam, genauso wie seine 25 Mitschülerinnen und Mitschüler. In einer Simulation des Europäischen Parlaments schlüpften sie in die Rolle von EU-Abgeordneten und diskutierten das Thema „Zero Waste – Die EU im Kampf gegen Plastikmüll“.  Geleitet wurde das fünfstündige Programm von Alexander Kuschel und Zara Baur von der Agentur PlanPolitik. Die TMS hatte sich als Botschafterschule des EP um die Teilnahme beworben und den Zuschlag erhalten.

Zum „Warmwerden“ wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, in einer Skizze zu veranschaulichen, was ihnen zur Europäischen Union einfiel. Hannah zeigte ein Flugzeug für die Reisefreiheit, Mert ein Handy für die Abschaffung der Roaminggebühren innerhalb des Binnenmarktes, Rijke hatte ein Peace-Zeichen gewählt als Symbol für den Frieden innerhalb des Staatenbündnisses. Danach gab es eine Runde „Speeddating“, und zwar sollten sich die Schülerinnen und Schüler spontan in zufällig gewählten Gruppen zu sechs verschiedenen Fragen austauschen.

Welches sind die größten Herausforderungen für die EU? Marie stellte die Ergebnisse von Gruppe sechs vor.

Anschließend erläuterte Alexander Kuschel , welche Institutionen wie an der Gesetzgebung der Europäischen Union beteiligt und welche Fraktionen im Europäischen Parlament vertreten sind.

Danach ging es los. Die Schülerinnen und Schüler studierten ihre Rollenkarten und wurden entweder dem Umwelt- oder dem Industrieausschuss zugewiesen. Innerhalb dieser Gruppen diskutierten sie anschließend zwei Gesetzesvorlagen der Kommission, zum einen ein Verbot von Plastikverpackungen für Obst und Gemüse bis 2025 und zum anderen eine Recyclingquote für Plastikmüll von 75 % bis 2025.

Die Auseinandersetzung in den Ausschüssen war geprägt von nationaler Zugehörigkeit. Rumänien zum Beispiel hat bislang gar nicht so große Kapazitäten, um eine so hohe Quote an Plastik wiederzuverwerten, sodass Ben in der Rolle Nicolai Florescus eine solche Reglung vehement bekämpfte. Auch die Fraktionszugehörigkeit spielte eine große Rolle dafür, welche Position die einzelnen Abgeordneten vertraten. Zum Schluss mussten sich auch die Sprecher beider Ausschüsse noch auf einen Kompromiss einigen, bevor das Parlament insgesamt über den Entwurf abstimmen konnte, der danach dem Rat zugeht.

„Ich verstehe jetzt, warum Entscheidungsprozesse so lange dauern“, war Laras Fazit am Ende der Veranstaltung. Jan stellte fest, dass ihm, der selbst für eine kompromisslose Umweltpolitik eintritt, das Planspiel vor Augen geführt habe, welche Widerstände in der Realität überwunden werden müssten. Carolin äußerte, dass ihr durch das Planspiel die Komplexität politischer Entscheidungen bewusst geworden sei. „Welche sozialen Konsequenzen ein Plastikverbot hätte, habe vorher nicht bedacht.“

Insgesamt waren die Schülerinnen und Schüler sehr zufrieden mit der Veranstaltung, die online durchgeführt werden musste, was aber der engagierten Debatte keinen Abbruch tat. „Die Moderatoren Alexander und Zara haben alle Phasen gut angeleitet und uns immer unterstützt und motiviert“, fasste Neele die Einschätzung aller zusammen.

Text: Mechthild Piechotta