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Unser gemeinsames europäisches Kulturerbe: Abschlusstreffen des Erasmus+-Projekts in Lübeck


Unter kulturellem Erbe versteht man materielle wie immaterielle Zeugnisse, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. In ihm sind die kollektiven Erinnerungen und Ausdrucksformen unserer Vorfahren gebündelt.

Was sind die kulturellen Wurzeln Europas? Dieser Frage gingen die 28 Schüler und Lehrer des Erasmus+-Projekts „Cultural Heritage – What are we made of?“ aus Kroatien, Spanien und der TMS auf ihrem Abschlusstreffen vom 28.3. – 1.4.2022 nach.

Dienstag, der 29.3.

Nach der Begrüßung durch unseren Schulleiter, Herrn Rother, leitete Koordinatorin Mechthild Piechotta in das Thema ein. Sie zeigte Bilder rauchender Trümmer in der Lübecker Altstadt. Der Angriff der britischen Luftwaffe, der auf den Tag genau vor 80 Jahren erfolgt war, hatte zum Ziel, Kulturschätze in Lübeck zu zerstören. Er sei die Antwort auf die deutsche Bombardierung der britischen Stadt Coventry. Denn der deutsche Angriff Coventrys habe der Auslöschung von Kulturgütern gegolten. Damit schlug Piechotta einen Bogen zum Namensgeber unserer Schule Thomas Mann, der die Bombardierung seiner Heimatstadt Lübeck als gerechtfertigt betrachtet hatte.

„Mit dem Angriff auf die Ukraine sind heute Würde, Einzigartigkeit und Identität eines Volkes, repräsentiert durch seine Kulturschätze, erneut bedroht.“ Frau Piechotta betonte damit, wie aktuell das Thema des Projektes sei. Sie rief die kroatischen, spanischen und deutschen Teilnehmer auf, das Treffen zu nutzen, um ein tieferes Verständnis der beteiligten Völker und Kulturen zu entwickeln und zu einer friedlichen Welt beizutragen.

Das Warming up der Teilnehmer nach dem einleitenden Teil übernahm Musiklehrer Martin Salomon in einem Percussion-Workshop. Bereits nach einer halben Stunde hatten Gäste und Gastgeber rhythmische Muster erlernt, reagierten sensibel auf ihre Mitspieler und klappte das Zusammenspiel.

Danach interviewten sich die Schüler gegenseitig zu kulturellen Aktivitäten und Interessen. Wer spielt ein Instrument? Wer dichtet selbst oder zeichnet gern? Wer besucht regelmäßig Theatervorstellungen, geht ins Konzert oder tanzt? Zu diesen Fragen wurden die Namen derjenigen notiert, die eine solche Vorliebe offenbarten.

Anschließend beschäftigten sich alle mit unterschiedlichen europäischer Epochen von der Antike bis heute. Sie ordneten z.B. Bilder griechischen Mythen zu, legten Puzzles mittelalterlicher Kathedralen aus den drei Ländern und stellten Renaissancegemälde als lebende Bilder nach. Botticellis „Drei Grazien“ und „Geburt der Venus“ und Leonardos Studie „Vitruvianischer Mensch“ nachgestellt:

Später ordneten die Schülerinnen und Schüler Erfindungen den drei Ländern zu und entwarfen Zukunftstrends.

Mit einem Arbeitsauftrag für den Nachmittag wurden die Schüler in die Altstadt entlassen. Sie sollten einen Film über Architektur in Lübeck erstellen und sich dabei auf bestimmte Aspekte fokussieren. Die Ergebnisse waren sehenswert. Eine Gruppe hatte religiöse Gebäude in Lübeck als Thema gewählt und Kirchen, Moscheen, die Synagoge und ein Zen-Zentrum fotografiert. Andere erstellten einen Film über die unterschiedlichen Giebelformen an Altstadthäusern. Wieder andere hatten sich mit Türen beschäftigt oder Muster an Fassaden oder im Pflaster zusammengestellt.

Gesellig wurde es beim Bowling am Abend.

Mittwoch, den 30.3.

An diesem Tag ging es nach Hamburg. Auf einem geführten Rundgang durch die Hafencity lernten die Teilnehmer etwas über energieeffizientes Bauen, Hochwasserschutz und eine Stadtentwicklung, die Wohnen und Arbeiten verbindet und eine soziale Durchmischung der Quartiere anstrebt. Die moderne Architektur bildete einen gelungenen Kontrast zu den mittelalterlichen Bauten in Lübeck, mit denen sich die Schüler am Vortag auseinander gesetzt hatten. Interessant war, dass Backstein als Material sowohl hier wie dort, damals und heute eingesetzt worden ist.

Zunächst ging es auf die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie, die auf einem ehemaligen Speicher errichtet worden ist und als neues Wahrzeichen Hamburgs gilt.

Im Informationszentrum im Kesselhaus erhielten die Teilnehmer einen Überblick über das städtebauliche Großprojekt Hafencity und die verschiedenen Ausbaustufen.

Beim Rundgang wurden unterschiedliche Funktionsräume thematisiert, hier die Grundschule und ein Spielplatz, der den Bewegungsdrang und Spieltrieb einiger weckte.

Auch die Hafencity ist von dem Kontrast zwischen historischen und modernen Gebäuden geprägt.

Ein Gruppenfoto vor dem Rathaus durfte nicht fehlen. Nach einem gemeinsamen Essen hatten die Teilnehmer in Kleingruppen Gelegenheit, die Hamburger Innenstadt zu erkunden. Trotz des eisigen Windes und Sprühregen war für viele auswärtige Teilnehmer der Tag in Hamburg ein besonderer Höhepunkt.

Zurück in Lübeck lernten die kroatischen und spanischen Lehrkräfte im traditionsreichen Restaurant „Schiffergesellschaft“ beim Abendessen typisch deutsche Speisen, wie Labskaus, Schnitzel und Grünkohl kennen und genossen das Ambiente.

Die Schüler unternahmen etwas mit ihren Familien, z.B. bei einem Ausflug nach Travemünde.

Donnerstag, den 31.3.

Mit der Präsentation der Architekturfilme starteten Schüler wie Lehrkräfte in den Tag. Danach leiteten einige von Kunstlehrer Ingo Bruweleit angeheuerte TMS-Schüler Gruppentänze an. In kürzester Zeit beherrschten alle die Schritte, bewegten sich synchron zur Musik und hatten richtig Spaß.

Sportlehrerin Miriam Petzold stellte danach den Schülern Bewegungsaufgaben, bei denen sie als Gruppe zusammenarbeiten mussten. Eine Plane umzudrehen, auf der man gleichzeitig steht und die man nicht verlassen darf, HoolaHoop-Reifen, die im Kreis sich an der Hand haltender Schüler weitergegeben werden mussten, ohne dass man sich loslassen durfte… Die Teilnehmer mussten Lösungen besprechen und sich auf eine Vorgehensweise einigen.

Am Nachmittag gab es noch einmal einen kulturellen Input beim Besuch des Hansemuseums. In zwei englischsprachigen Führungen durch die erlebnisorientierte Dauerausstellung erfuhren die Teilnehmer Wissenswertes über das Hansebündnis, das häufig als Vorläufer der Europäischen Union bezeichnet wird.

Beim Abschlussessen in einer Pizzeria, auf dem die Teilnehmer ihre Zertifikate erhielten, klang das bereichernde Projekt-Treffen aus.

Allen Beteiligten wurde erneut deutlich, welche wertvollen Erfahrungen ihnen das Erasmus-Programm bietet. Stellvertretend für die Schüler, hier ein Zitat von Ole:

„Es war eine wundervolle Erfahrung bei Erasmus teilnehmen zu dürfen. Zuerst der Besuch in Kroatien, bei dem ich die tolle Gastfreundschaft der Kroaten genießen durfte und nun der Besuch hier, bei dem wir, trotz des unglücklichen Wetters, ebenfalls eine sehr schöne Zeit hatten. Die Erfahrungen, die ich während des Programms machen konnte, werden mir sehr lange in Erinnerung bleiben. Erasmus fördert den europäischen Austausch, denn insbesondere in Zeiten des Krieges, ist es umso wichtiger, sich innerhalb der EU zu verstehen und die unterschiedlichen Ansichten zu akzeptieren.“

Text: Mechthild Piechotta

Fotos: Ole, Ingo Bruweleit, Miriam Petzold, Mechthild Piechotta