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Begegnungen in und mit Polen – Studienfahrt nach Krakau und Austausch mit Schülern des Warschauer Julius-Slowacki-Gymnasiums


Wir können uns kaum dagegen wehren: Denken wir an unser Nachbarland Polen, kommen die unterschiedlichsten Klischees und Assoziationen: Ostblock, polnische Wirtschaft, herzliche Feiern mit viel Wodka. Auch politisch sind die Beziehungen nicht immer leicht. Was richtet die polnische Regierung mit Demokratie und Rechtsstaat an? Wohin führen die Reparationsforderungen? Solche Klischees und Überlegungen gibt es bestimmt bei jedem Nachbarland. Aber wegen der besonderen und zu oft schrecklichen deutsch-polnischen Geschichte gilt das für Polen bestimmt in besonderem Maße. Für das Profil Wirtschaft und Politik der Thomas-Mann-Schule ist das Anlass genug, das Land genauer kennen zu lernen. Im Unterricht haben wir uns mit der polnischen Geschichte beschäftigt und die Rolle des Landes in der EU heute betrachtet. Tiefere Einblicke gab es dann auf der Studienfahrt nach Polen. Besonders gut kann man das Land in Krakau, der Stadt der polnischen Könige kennenlernen. Dort erfährt man von der Größe Polens im Mittelalter, aber auch von den dunkelsten Kapiteln der Geschichte. Auschwitz ist nur eine Stunde entfernt. Besonders intensiv lernt man das Land aber im Kontakt mit den Menschen kennen. Noch bereichernder war daher der Besuch in Warschau. Dort haben wir die Schülerinnen und Schüler des Julius-Slowacki-Gymnasiums, einer Botschafterschule des Europäischen Parlaments wie die TMS, wieder getroffen. Das war das zweite Treffen des deutsch-polnischen Austauschs zwischen unseren Schulen. Es folgt ein Bericht der Schülerinnen und Schüler der Klasse Q2a

Mittwoch: Am Mittwoch war der Anreisetag unseres Austausches nach Warschau. Der Morgen startete für uns bereits um 5:30 Uhr am Hauptbahnhof in Lübeck, wo wir uns als Klasse trafen, um aufzubrechen nach Warschau. Die Fahrt nach Warschau war lang und anstrengend, doch mit genügend Schlaf und Spielen mit den Klassenkameraden sehr gut aushaltbar. Als wir am Bahnhof in Warschau ankamen, warteten schon einige unserer Austauschpartner auf uns und begleiteten uns auf dem Weg zur Schule.

Der erste Eindruck von Warschau war beeindruckend. Im Gegensatz zu Lübeck erscheint diese Stadt riesig und sehr belebt. Die Warschauer Schule machte einen sehr guten Eindruck und wir wurden sehr herzlich begrüßt. Zur Information erhielten wir einen kurzen Vortrag über die Stadt und wurden danach durch die Schule geführt. Anschließend wurden wir zu unseren Gastfamilien gebracht, um dort den restlichen Abend zu verbringen. Damit endete der erste Tag in Warschau mit ein paar ersten Eindrücken und Vorfreude auf den nächsten Tag. (von Jonna, Lotte)

Donnerstag: Warschau ist um einiges größer als Lübeck und so wohnte fast jeder der Ausstauschschüler außerhalb des Zentrums. Dies bedeutet, dass wir alle ungefähr eine Stunde Fahrt am Donnerstagmorgen zum Nationalmuseum auf uns nehmen mussten. In dem Museum erhielten wir eine Führung in der uns bekannte polnische Kunstwerke zum Thema Natur (passend zum Green Deal, Thema des Austausches) präsentiert wurden.

Anschließend hatten wir Freizeit im großen Park von Warschau.

Nach dieser Freizeit und Entspannung im Grünen hatten wir ein gemeinsames Mittagessen in einem der bekanntesten Restaurants für Pirogi in Polen. Pirogi sind typisch polnisch und können sowohl herzhaft als auch süß serviert werden. Leider war die Menge, die serviert wurde nicht ausreichend für ca. 40 hunrige Schüler und Schülerinnen. Anschließend war das offizielle Programm beendet und wir hatten erneut Freizeit. Nun folgt ein kurzes persönliches Beispiel der Freizeitgestaltung, denn mit so einer großen Gruppe konnte man in Warschau weniger gut private Treffen planen als in Lübeck. Ungefähr 15 der Schülerinnen und Schüler aus Polen und Deutschland entscheiden sich, den Nachmittag in der Center Shopping Mall ausklingen zu lassen. Die deutschen und polnischen Mädchen entschieden sich, eine Outfit Challenge zu machen. Es ging darum, für die jeweils andere Nation das hässlichste Outfit zu erstellen. Die Polen suchten ein hässlicheres Outfit heraus und gewannen die kleine Challenge. Daraufhin wurden entschlossen wir uns noch, ein bisschen durch die Mall zu gehen und wenig später fuhren alle zu ihren Ausstauschschülern zurück. (von Isabell)

Freitag: An diesem Freitag hatten wir Glück mit dem Wetter. Bei Sonne konnten wir unser Programm fortführen. Am Morgen fing die geplante Stadtrallye in verschiedenen Gruppen an. Alle starteten an unterschiedlichen Orten und mussten zu verschiedenen Zielen in Warschau gehen und Fotos machen.

Ziele waren die Polnische Akademie der Wissenschaft, der sächsische Garten, die Sigmundsäule und die Altstadt Warschaus. An dem Marktplatz der Altstadt endete gegen Mittag nun die Rallye.

Nach einer kleinen Pause entschieden wir uns, uns in 2 Gruppen aufzuteilen, von denen einige in die Sporthalle der Schule und die anderen ins Königsschloss von Warschau gefahren sind. In der Sporthalle spielten wir Badminton, Basketball und Volleyball. Nach der Sporteinheit gingen wir in einen Raum in der Schule, um die Ergebnisse der Rallye zu präsentieren. Jede Gruppe musste zu ihren Fotos einen kleinen Vortrag halten und ihre Bilder präsentieren. Später gingen oder fuhren wir zu einem veganen Restaurant. In dem gemütlichen Ambiente wurden uns Pizza und Nudeln serviert. Nach dem gemeinsamen Essen ging der Abend in Kleingruppen auf.

Manche sind Waffeln essen gegangen, andere in den Park, zu einem Fotoautomaten und der Rest in die Mall, die Blue City. Somit hat der Freitag für uns alle individuell geendet. (von Ariane, Charlotte)

Samstag: Der Samstag war der vorletzte Tag in Warschau, den wir mit unseren Austauschschülern genießen konnten. An diesem Tag konnten wir zunächst ausgiebig schlafen und fuhren dann gemütlich zum Kopernikus-Center, einem interaktiven Technik-Museum. Unsere Austauschschüler versprachen uns, dass es ein fantastisches Museum ist, in dem wir viel lernen aber auch staunen werden. Vor Ort verbrachten wir ein paar lehrreiche Stunden und konnten sehr interessante Experimente durchführen.

Nachdem einige mit der Besichtigung fertig waren, durften wir aus dem Museum marschieren. Viele sind bummeln gegangen oder haben sich Souvenirs für ihre Familien besorgt. Einige haben sich die Umgebung angeschaut und andere haben sich einfach in ein Café gesetzt, um gemütlich ein Bagel zu verschlingen und um mit ihren Liebsten zu quatschen und auszutauschen. Nachdem wir uns alle wieder vor dem Museum versammelten, ging uns Gruppe ins Planetarium des Kopernikus-Centers. Da konnten wir äußerst faszinierende Dinge im Weltall erblicken und beobachten. Am Abend sind wir dann in ein Restaurant gegangen, wo es Schnitzel oder für manche auch Fisch und Limonade gab. Das Essen war vorzüglich und wir konnten unseren großen Hunger stillen. Nach dem köstlichen Essen haben die polnischen Lehrer noch ein kleines Spiel vorbereitet, um unsere Meinung zu den gemeinsamen Aktivitäten in Warschau zu erfahren.

Nach einem wunderschönen gemeinsamen Abend und einem Abschiedsfoto, haben sich einige der Schüler im Anschluss noch die Fontänen angesehen und andere sind nach Hause gefahren, um den märchenhaften Austausch ausklingen zu lassen und die letzten Momente mit ihren wunderbaren Austauschschülern zu genießen. (von Rahel, Viktoria)

Die Reise mit dem Zug von Warschau nach Krakau verlief ruhig, sodass wir planmäßig kurz vor 9 am Hauptbahnhof von Krakau ankamen. Nun nahmen wir die Straßenbahn, um in unser Hostel, welches sich im jüdischen Viertel Kazimierz befindet, zu gelangen. Dort angekommen bezogen wir unsere Betten und einige unternahmen einen kurzen Einkauf in einem kleinen Lebensmittelladen nebenan. (von Caspar, Fabian)

Montag: Nach dem Fertigmachen und dem Frühstück begann dann unser erster Tag in Krakau. Zuerst hatten wir einen Vortrag von zwei jungen Männern, der sich um die EU und die damit einhergehende Vergangenheit und Zukunft Polens beschäftigten. Nach der Bildungseinheit bekamen wir die Chance, mit einer App eine Stadtrallye durchzuführen. Wir teilten uns in gleichgroße Gruppen und machten uns unabhängig auf den Weg, wodurch wir einen allgemeinen Überblick über Krakau kriegten.

Als wir mit der Rallye durch waren und noch ein bisschen selbstständig erkundet hatten, fanden wir uns wieder als große Gruppe zusammen und gingen zum Wawel-Hügel. Auf diesem lag eine herrliche vergleichsweise kleine Kathedrale, die von innen einfach nur überwältigend war. Auch die jeweilige Führung war überhaupt nicht langweilig, sondern eher spannend und lustig.

Als wir auch die Führung beendet hatten, durften wir selbstständig das jüdische Viertel Kazimierz besuchen. Überraschend war, dass wir manche Orte wiedererkannten, da wir zuvor den Film Schindlers Liste im Unterricht geschaut hatten, der auch dort aufgenommen wurde.

Danach hatten wir Freizeit und jeder konnte seinen Abend individuell gestalten. (von Aeneas, Daan)

Dienstag: Der Dienstag fing im Gegensatz zu den anderen Tagen relativ früh an. Das Frühstück begann bereits um 7:00 und eine halbe Stunde später ging es auch schon zur Straßenbahn, um den Zug nach Wieliczka zu erwischen. In Wieliczka befindet sich nämlich das Salzbergwerk, das mehr als hundert Meter unter der Erde liegt. Angekommen im Salzbergwerk führte uns unsere Tour-Führerin durch die ganze Salzmiene. Sie erzählte uns, wie die Miene entstand und zeigte uns die extra dafür hergestellten Stein- und Salzsteinfiguren, die die Geschichte bildlich wiedergaben. Daneben gab es auch einige Modelle, die den Prozess der Abgabe von Salzsteinen darstellten. In der Salzmiene gab es aber viel mehr als nur Modelle und Figuren: Es gab sogar eine Kirche, die aus den meisten Teilen aus Salzstein besteht.

Es gab Skulpturen oder auch einige Sachen, die in der Wand eingemeißelt waren. Man konnte dort auch beten, wenn man es wollte, oder man konnte sich die umwerfende Architektur der Kirche ansehen.

Als ein Teil der Tour vorbei war, war es möglich, an einigen Ständen sich Souvenirs, wie Salzsteinkerzenhalter, zu kaufen. Nach der Tour gab es ein gemeinsames Mittagessen dort und daraufhin ging es zurück nach Krakau, um das Museum der Heimatarmee zu besichtigen. Das Ziel des Museums ist es, das Wissen über die polnische Untergrundbewegung und ihre Heimatarmee zu fördern. Die Exponate bestehen aus Artefakten, Videos, Fotos und Erklärungen, die ein genaues Bild dieser Zeit in der polnischen Geschichte vermitteln sollen. Wir hatten einen englischen Führer, der, obwohl er kein offizieller Historiker oder Lehrer ist, in der Lage war, tiefgehende Einblicke und Geschichten zu vermitteln, die über einfache Beschreibungen hinausgingen. Man konnte den Kern des Museums anhand von Artefakten und Erinnerungsstücken der Heimatarmee sehen. Durch den Leiter und die interessanten Exponate erfuhren wir viel über den historischen Hintergrund, die harte Realität der polnischen Bürger unter dem Nazi- und dem Sowjetregime und natürlich vor allem über den Heldenmut und die Selbstaufopferung des polnischen Widerstands. Nach der Führung hatten wir den Rest des Abends zur freien Verfügung. (von Yasemin)

Mittwoch: Für alle Schüler sehr nervenaufreibend war der Mittwoch. Die Klasse besucht eines das größte ehemalige NS-Konzentrationslager. Am Morgen werden wir um 8.20 Uhr von unserem Busshuttle abgeholt und fahren in etwa eineinhalb Stunden aus der Stadt Krakau hinaus. Angekommen, beginnen wir mit dem Besuch des Museums im damaligen KZ Ausschwitz I, dem Stammlager des Lagerkomplexes.

Unsere Klasse erhält eine deutsche Führung durch den Häftlingslagerbereich, in dem wir anhand von Bildern, Ausstellungsstücken und -räumen die Lebensbedingungen der Inhaftierten gezeigt bekommen. Nach der in etwa zweistündigen Führung, fährt uns der Shuttle in das größte deutsche Vernichtungslager der NS-Zeit, Ausschwitz-Birkenau. Hier geht unsere Tour weiter, wir besuchen unter anderem die Denkmalplatten für die Opfer von Ausschwitz II-Birkenau und werden vorbei an den Ruinen ehemaliger Gaskammern, Krematorien, Lagerräumen und Baracken wieder in Richtung Ausgang geführt.

Die Bilder nehmen alle Schüler mit und sind für viele nur schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen. Die Tour endet nach einer Besichtigung eines noch weitgehend erhaltenen Frauenlagers. Da der Museumsbesuch der einzige Programmpunkt des Tages ist, fahren wir zurück in unser Hostel in Krakow. (von Lilly, Sibba)

Donnerstag, 29.09.2022: Donnerstag war unser letzter richtiger Tag der Abschlussfahrt. Nach dem Frühstück sind wir gemeinsam zum einer der neusten Stadtteile Krakaus Nowa Huta gefahren, der bekannt für seine sozialistischen Plattenbausiedlungen ist.

Angekommen haben wir eine Stadtführung durch Nowa Huta mitgemacht. Ungefähr zwei Stunden später sind wir wieder zurückgefahren und haben noch Freizeit im Stadtzentrum bekommen. Einige von uns waren zum Beispiel den Mittag und Nachmittag im Einkaufzentrum, andere haben ihre Zeit im Hostel verbraucht und dritte haben sich nochmal die Stadt angeschaut. Mit Freude rückblickend auf unsere Abschlussfahrt, waren wir zum Abend alle gemeinsam nochmal Essen.

Anschließend haben wir unsere Koffer vom Hostel abgeholt und sind zum Bahnhof gegangen. Wir hatten das Vergnügen mit einem Nachtzug zu fahren.

Nach Betreten des Zuges und anschließender Abteileinteilung, war die tatsächliche Größe der Abteile für einige von uns ein relativ großer Schock. Trotz teiligem Platzmangels konnten die meisten von uns wenigstens einige Stunden Schlaf genießen. (von Magnus, Mortiz)