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Segeltörn auf der Luciana in die dänische Südsee


26.06. – 01.07.2022

Nach langen Planungen und großer Vorfreude war es am Sonntag vor Beginn der letzten Schulwoche endlich soweit: Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge E und Q1 trafen sich am Lübecker Hauptbahnhof und brachen nach Kiel auf. Bereits einige Wochen vorher hatten wir uns bei einem Mitbring-Buffet alle zusammen getroffen, uns ausgetauscht und gehofft, dass diese Reise nach Corona endlich würde stattfinden können. 

Unser Traditionssegelschiff, die Luciana, lag schon am Kai, und nachdem wir uns alle eingerichtet und ein paar Seemannslieder gesungen hatten, genossen wir den Start unserer Fahrt bei einer tollen Ausfahrt auf die Kieler Förde, an der Gorch Fock vorbei, um das Abschlussfeuerwerk der Kieler Woche zu genießen. Hier sahen wir auch schon andere Segelschiffe, denen wir auf unserer weiteren Fahrt immer wieder begegnen würden.

Schon in dieser Nacht schliefen viele draußen an Deck unter dem freien Nachthimmel, bis uns ein kräftiger Regenschauer in den frühen Morgenstunden hinunter in die Kojen holte. 

Unsere Fahrt begann mit einer Einführung des Kapitäns Lex, der seine erste Woche als Kapitän mit uns verbringen würde. Der Wind würde schlecht stehen, wir könnten maximal bis Damp fahren. Doch später drehte er und trug uns bis Bagenkop auf der dänischen Insel Langeland, wo wir den idyllischen Hafen erkundeten. Die Masten unseres Schiffs waren bis weit in den Ort hinein zu sehen.

Die folgenden drei Tage waren geprägt von fast wolkenlosem Himmel und traumhaftem Sommerwetter. Nach einem Badestop und einer Fahrt unter vollen Segeln vorbei an einer traumhaften Insellandschaft blieben wir in der Folgenacht vor Anker in der Bucht vor Ærøskøbing Sogn der dänischen Insel Ærø.

Während einige mit Kajaks um Schiff herumfuhren, bereiteten andere wiederum das Grillen von Bord aus vor, und für uns alle war es ein schöner Abschluss des Tages, mit dem Beiboot Land zu fahren und gemütlich beim Lagerfeuer zusammenzusitzen, während wir den Blick auf unsere Luciana und die anderen großen Segelschiffe schweifen ließen, die für diese Nacht auf dem Meer ankerten und deren nachtschwarze Silhouetten vor dem am Horizont noch rötlichem Himmel aufragten.

Am Mittwoch machten wir einen kurzen Stop auf der Insel Skarø, um das Eis der Insel zu probieren, und legten am Abend auf der idyllischen Insel Lyø an, die so klein war, dass man sie zu Fuß oder mit Leihfahrrädern schnell erkunden konnte.

Hier war es so, wie man es sich aus dem Bilderbuch vorstellt: Die kleinen Bauernhäuschen waren umrankt von Rosen, die Dörfer waren geprägt von Steinmauern, Sandwegen, Blumen und Teichen voller quakender Frösche. Hier trafen wir auch auf eine Potsdamer Schulklasse, deren Schiff neben uns angelegt hatte. Sofort waren erste Kontakte geknüpft, aber leider trennten sich die Wege am nächsten Morgen, bis wir die anderen drei Parallelklassen später in Kappeln treffen sollten.

Am vorletzten Tag segelten wir gerade aus südlich zurück nach Schleswig-Holstein und genossen die Fahrt durch die Mündung der Schlei nach Kappeln, erkundeten den Ort und genossen den letzten Abend, bevor es am Freitag unter teilweisem Regen wieder zurück nach Kiel ging, wo wir hundemüde ankamen. 

Unsere Fahrt war geprägt von vielen Gesprächen, neuen Freundschaften über Klassen und Jahrgänge hinweg, ersten Kontakten zu jungen Dänen und der Erfahrung, eine Woche lang auf einem Schiff „aufeinanderzuhocken“.

Wir haben gelernt, für fast 30 Personen zu kochen und alle Mahlzeiten zuzubereiten, konnten den Alltag für einige Momente vergesssen und die Seele baumeln lassen. Besonders interessant war es, hinten am Heck dem Kapitän beim Steuern zuzuschauen und auch selbst das Steuer in die Hand zu nehmen. Vom Klüverbaum ganz vorne noch vor dem Bug des Schiffes aus hatten wir eine fantastische Sicht von vorne und oben auf das komplette Schiff, während unter uns das Klüvernetz über der Ostsee hing.

Das größte Freiheitsgefühl hatten wir auf dem Klüverbaum mit Blick nach vorne auf die Ostsee heraus. An Gurten gesichert lernten wir, die Klüversegel aus- und einzupacken, spezielle Knoten und Schlaufen zu verwenden – und uns wurde schnell klar, dass wir die meisten der insgesamt acht verwendeten Segel nicht alleine hochziehen konnten. Man konnte sich in die Seile hängen und es rührte sich nichts – bis einige der Männer, groß wie ein Baum und stark wie ein Bär, ihre ganze Kraft hinzugaben. 

Als der Motor aus war, segelten wir still vor uns hin. Auch das Zeichnen kam nicht zu kurz, die Schülerinnen und Schüler zeichneten sich gegenseitig, Knoten, Schiffsutensilien und die Landschaft – und waren in einer kurzen Dänischeinführung erstaunt, wie zunächst merkwürdig diese Sprache ausgesprochen wird. Besonders gespannt sind wir auf den Dokumentationsfilm über die Segelreise, für den eine Gruppe an Bord bereits eifrig gedreht hat. 

Nach einer knappen Woche fast ohne Privatsphäre, einer Woche unter Sonne, Wind und unter freiem Himmel, war der Körper müde und der Kopf voller einzigartiger Erlebnisse, an die wir uns lange erinnern und nach denen wir uns auch öfters zurücksehnen werden. 

Wir bedanken uns bei der Crew der Luciana für die tolle Zeit und ich wünsche meiner Segeltruppe schöne Sommerferien und freue mich auf das nächste Jahr, wenn wir wieder in die dänische Südsee aufbrechen – dieses Mal mit der Swaensborgh, die in Kappeln neben uns geankert hat und wodurch die zukünftige Segeltruppe schon einmal einen kleinen Einblick erhalten konnte – und mit Vorfreude in das nächste Schuljahr starten kann. 

Ich wünsche euch Mast- und Schotbruch sowie immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Mögen eure Segel nicht reißen und euch bei gutem Wind immer an neue, spannende Orte tragen, die euren Horizont erweitern!

AHOI! 

Ingo Bruweleit