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Europatag an der TMS


Anlässlich des Europatages traf die schleswig-holsteinische Europaabgeordnete Delara Burkhardt (SPD) mit unseren Juniorbotschaftern des EP und den Schülerinnen und Schülern der Klassen Q1a und Q1e zusammen. Moderiert von den Schülern des WiPo-Profils Luisa und Malik diskutierte sie über die Umwelt- und Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.

Zunächst gab es aber eine Blitzumfrage. Ob sie wegen ihres Alters manchmal Probleme habe, ernst genommen zu werden, wollte Lina wissen. Die 28-jährige Politikerin berichtete, dass das häufig der Fall sei. Immer wieder werde sie für eine Praktikantin oder Assistentin gehalten. Als Frau und recht junge Abgeordnete müsse sie – anders als alte weiße Männer – inhaltlich immer perfekt vorbereitet sein, um Gehör zu finden.

„Wie sind Sie zur Politik gekommen?“, fragte Jakob. Sie sei mit 15 Jahren in die SPD eingetreten und habe sich seit dem politisch engagiert, antwortete Delara Burkhardt. Auslöser sei der Beschluss gewesen, die Schulzeit am Gymnasium auf 8 Jahre zu verkürzen. Sie habe geärgert, dass die Betroffenen selbst keine Mitsprachemöglichkeiten gehabt hätten und über ihren Kopf hinweg entschieden worden sei.

Später drehten sich die Fragen der Schülerinnen und Schüler um das Thema Umwelt- und Klimaschutz. Frau Burkhardt äußerte große Sympathie für die Fridays-for-Future-Bewegung. Auch ihre politische Karriere habe mit einem Streik begonnen. Selbst wenn einige Schülerinnen und Schüler die Streiks nutzten, um Unterricht zu schwänzen, tue das den Anliegen der Bewegung keinen Abbruch. Durch den politisch erzeugten Druck seien wichtige Fortschritte in der Klimapolitik erst möglich geworden.

Auf die Frage, welche Bereiche sie zunächst angehen würde, um die Decarbonisierung zu beschleunigen, antwortete die Politikerin, dass man keinen Sektor aussparen könne, wolle man die CO2-Einsparziele bis 2030 und 2050 erreichen. Anders als die Grünen halte sie aber eine Fokussierung auf eine höhere CO2-Besteuerung für falsch. Umweltschutz könne kein Projekt nur für Reiche sein. Niedrige Einkommen würden durch eine Anhebung der Steuer überproportional belastet, das führe zu soziale Verwerfungen.

Neben dem Klimaschutz solle das Thema Erhalt der Biodiversität stärker in den Fokus gerückt werden.

Mit der EU-Flüchtlingspolitik hatten sich die Schülerinnen und Schüler des WiPo-Profils im Unterricht besonders gründlich auseinandergesetzt. Entsprechend groß war das Bedürfnis, mit Delara Burkhardt darüber zu sprechen.

Die Politikerin teilte Ronjas Kritik an der Grenzschutzagentur Frontex, die menschenrechtswidrige Push-Backs durchführt. Zu Recht müsse sich der Chef der Agentur vor Gericht verantworten. Delara Burkhardt plädierte für eine stärkere Bekämpfung der Fluchtursachen. Die EU-Agrarpolitik sorge mit der Subventionierung von Produkten aus den Mitgliedsstaaten dafür, dass z.B. in Afrika die einheimischen Erzeuger unterboten werden und kein Auskommen mehr finden. Kritik übte die Politikerin auch an der Kasernierung der Asylsuchenden in Lagern. An dieser Fehlentwicklung sei die mangelnde europäische Solidarität schuld. Die Mitgliedsstaaten mit den Außengrenzen der EU würden mit den Problemen allein gelassen. Seit sechs Jahren blockierten einige Staaten im Europäischen Rat eine Einigung über einen Verteilungsschlüssel, der festlegt, welches Land wie viele Flüchtlinge aufnimmt. Delara Burkhardt äußerte die Hoffnung, dass auf niedrigschwelliger Ebene hier Erfolge erreicht werden könnten, wenn z.B. Städte wie Lübeck, die sich zum „sicheren Hafen“ für Flüchtlinge erklären, unterhalb der nationalen Schwelle Asylsuchende aufnehmen würden.

Delara Burkhardt erreichte die Jugendlichen mit ihrer authentischen Art, Politik zu erklären und Positionen zu verdeutlichen. Ziegruppengerecht und präzise ging sie auf alle Fragen ein. Die anderthalbstündige Veranstaltung in Präsenz tat den Jugendlichen gut. Auf Augenhöhe mit einer versierten Politikerin sprechen und in ihren Anliegen ernst genommen zu werden, war eine wichtige Erfahrung.

Wir danken Frau Burkhardt und ihrem Mitarbeiter Herrn Munk für Ihren Besuch.

Text und Fotos: Mechthild Piechotta