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Auf den Zahn gefühlt – Schüler befragen Kandidaten für die Europawahl


Auf Initiative der Gemeinnützigen und der Europa Union Schleswig-Holstein diskutierten die Schülerinnen und Schüler unseres Q1-Jahrganges am 24. April mit den Kandidaten unterschiedlicher Parteien für die bevorstehende Wahl des Europäischen Parlamentes im Kolosseum.

Vier unserer Juniorbotschafter, Maurice, Arian, Franka und Eliseo, hatten sich bereits im Januar mit Vertretern anderer Europaschulen getroffen, um Fragen zu den drei Themenkomplexen „Umweltschutz“, „Europa und die Welt“ und „Unsere Chance Europa- Möglichkeiten für junge Menschen in der EU“ vorzubereiten. Antworten erhielten sie von Niclas Herbst ( CDU), Enrico Kreft ( SPD), Lasse Petersdotter ( Grüne), Helmer Krane ( FDP) und Sebastian Kai Ising ( Die Linke).

Fiona und Alrun von der Ernestinenschule stellten die Politiker vor und leiteten charmant zu den Themenblöcken über.

Franka aus der Q1a hatte sich mit grenzüberschreitendem Umweltschutz beschäftigt. Hanno ( Friedrich-List-Schule), der Sprecher ihrer Gruppe, wollte wissen, warum es kein EU einheitliches Pfandsystem für Plastikflaschen gebe.

Niclas Herbst (CDU) begründete dies mit dem unterschiedlich hohen Mehrwertsteuersatz in den EU-Mitgliedsstaaten, der zu Ungerechtigkeiten führe. Einig war er sich mit den Kandidaten der anderen Parteien darin, dass hier eine Lösung dringend erforderlich sei, um die Recyclingquote zu erhöhen.

Unterschiede zwischen den Parteien wurde in der Frage deutlich, wie die CO2-Emissionen gesenkt und die Pariser Klimaziele erreicht werden sollten. Während Helmer Krane von der FDP dafür plädierte, der Wirtschaft Ziele vorzugeben, aber nicht vorzuschreiben, mit Hilfe welcher Technologien diese erreicht werden sollten, forderten Lasse Petersdotter von den Grünen und Sebastian Ising von der Linken konkrete Maßnahmen, wie z.B. eine deutliche Anhebung der Steuer auf Kohlendioxyd-Emissionen.

Im zweiten Themenblock Fragte Ruben ( Emil-Possehl-Schule) die Kandidaten, ob sie in der Migration eine Lösung für die Probleme des demografischen Wandels sähen. Alle Politiker plädierten dafür, die Frage humanitärer Hilfe getrennt von der Frage geregelter Zuwanderung von Fachkräften in die EU zu betrachten. Sebastian Kai Ising betonte, zwischen Migranten, die vor Kriegen in ihrer Heimat fliehen, und solchen, die wegen Hunger oder Naturkatastrophen ihre Heimat verlassen, nicht unterscheiden zu wollen. Alle hätten das legitime Anliegen, ihr Leben und das ihrer Familien zu retten. Helmer Krane kritisierte, Europa habe durch einen Vertrag mit der Türkei das Problem der massenhaften Zuwanderung nur vorübergehend aufgeschoben, nicht wirklich gelöst. Der jetzige Entwicklungshilfeminister habe vor, Hilfsgelder sogar zu reduzieren, anstatt sie aufzustocken, um Fluchtursachen zu bekämpfen.

Im Themenbereich “ Unsere Chance Europa“ wollte Maurice wissen, inwiefern die Kandidaten eine Anerkennung der unterschiedlichen Bildungsabschlüsse in den EU-Mitgliedsstaaten für sinnvoll hielten.

Niclas Herbst von der CDU verwies auf die Erfolge, die durch den sog. Bologna-Prozess schon erreicht worden seien. Bachelor- und Masterabschlüsse würden bereits jetzt europaweit anerkannt. Sinnvoll sei aber eine Ausweitung auf berufliche Abschlüsse, forderte Enrico Kreft. Eine zentrale Stelle, die sich um Details der Anerkennung einzelner Fähigkeiten kümmere, lehnte er jedoch als zu bürokratisch ab. Wichtig sei neben der gegenseitigen Anerkennung der Abschlüsse deren Vergleichbarkeit. Der europäische Kompetenzrahmen liefere schon jetzt eine Orientierung dafür und solle erweitert werden.

In den letzten 20 Minuten erhielten die rund 500 Schülerinnen und Schüler der Friedrich-List-, Emil-Possehl-, Hanse-, Ernestinen- und der Thomas-Mann-Schule, die im Publikum saßen, die Gelegenheit, weitere Fragen an die Politiker zu richten. Lasse (Q1a) adressierte seine Frage direkt an den Vertreter der SPD.

Warum seine Partei zusammen mit der CDU im Bundestag für die neue Datenschutzgrundverordnung der EU gestimmt habe, wollte er wissen und formulierte damit eine Kritik, die viele Anwesende teilten. Der Angesprochene antwortete ausführlich. Als Experte für Digitalpolitik sei er in dieser Hinsicht mit der Entscheidung seiner Partei nicht einverstanden. Er lehne den Einsatz von Uploadfiltern ab, sehe aber die Notwenigkeit, das Urheberrecht im Netz zu stärken.

Ole ( Q1d) wollte wissen, ob die Umrüstung auf E-Autos eine erfolgversprechende Strategie sei, solange nicht genügend Stromtankstellen vorhanden seien.

Hier pflichteten ihm alle Politiker bei. Enrico Kreft (SPD) betonte, der Individualverkehr müsse insgesamt reduziert werden. Sebastian Kai Ising forderte, der öffentliche Personennahverkehr solle ausgebaut werden und kostengünstiger sein, damit auch Menschen mit geringem Einkommen mobil bleiben.

Zum Ende der Veranstaltung bedankten sich die Initiatorin der Diskussion und Hausherrin Antje Peters-Hirt und Birgit Wille von der Europa-Union S-H bei allen Beteiligten für ihr Engagement.

Auch wenn die wenigsten Schülerinnen und Schüler im Publikum das Wahlalter schon erreicht haben, für ihre politische Willensbildung gab die Diskussion entscheidende Impulse und wird die Juniorwahl an unserer Schule sicher beeinflussen.

Text und Fotos: Mechthild Piechotta

Auch der Offene Kanal berichtete über die Veranstaltung:

https://www.hl-live.de/aktuell/text.php?id=129640

Auch die Lübecker Nachrichten veröffentlichten am 25.5. einen Beitrag:

http://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Vor-der-Europa-Wahl-Luebecker-Schueler-befragen-Politiker