Rainer Rudloff begeistert die Zehntklässler mit „Mario und der Zauberer“
Im Rahmen der Thomas-Mann-Woche erlebten die Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen am 18. November 2025 eine besondere literarische Veranstaltung in der Aula unserer Schule: Der renommierte Schauspieler und Vorleser Rainer Rudloff präsentierte Thomas Manns Novelle „Mario und der Zauberer“ und verwandelte die Lesung in ein eindrucksvolles Schauspielerlebnis.


Um allen Klassen eine konzentrierte Teilnahme zu ermöglichen, fanden zwei aufeinanderfolgende Lesungen statt: zunächst für die Klassen 10A und 10C, anschließend für 10B und 10D. Bereits beim Betreten der Aula war zu spüren, dass die Schülerinnen und Schüler keine gewöhnliche Lesestunde erwartete. Trotz einer bewusst schlicht gehaltenen Bühne beherrschte Rudloff mit seiner ausdrucksstarken Stimme, seiner Mimik und Gestik den Raum und zog das Publikum von Beginn an in den Bann.

Besonders beeindruckend war seine Darstellung der unterschiedlichen Figuren, allen voran des Magiers Cipolla, dessen manipulative Ausstrahlung Rudloff mit großer Intensität verkörperte. So wurde die spannungsgeladene Atmosphäre des fiktiven Badeortes Torre di Venere für alle Anwesenden lebendig nachvollziehbar. Die Zehntklässler folgten der Darbietung aufmerksam und sichtlich berührt.

Die Veranstaltung stellte eine wertvolle Ergänzung zum Deutschunterricht dar. Die Schülerinnen und Schüler erhielten die Möglichkeit, Thomas Manns Werk nicht nur analytisch, sondern auch emotional zu erfahren und zentrale Themen wie Macht, Fremdbestimmung und den Mut zur Selbstbestimmung auf neue Weise zu reflektieren.
Zum Abschluss wurde Rainer Rudloff mit großem Applaus für seine engagierte Darstellung gewürdigt. Diese eindrucksvolle Begegnung mit Literatur und Schauspielkunst war für viele ein Höhepunkt der Thomas-Mann-Woche und wird sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Zum Inhalt der Novelle
„Höre, mein Freund, es müsste bequem und lustig sein, nicht immer so den ganzen Kerl spielen und für beides aufkommen zu müssen, das Wollen und das Tun.“ Dies propagiert in durchtriebener Hinterhältigkeit der Zauberer und Hypnotiseur Cipolla aus Thomas Manns 1930 erschienener Novelle „Mario und der Zauberer“, um den jungen Kellner Mario seines eigenen Willens zu berauben und vor aller Augen zu demütigen. In dieser Novelle geht es auch darum, dass die Familie des Ich-Erzählers erschüttert, aber auch befreit auf ein beängstigendes Ereignis zurückblickt, das sich während ihres Urlaubs in einem von Nationalismus und Faschismus gezeichneten Italien ereignet hat und in dem der zu selbstsichere Trickser Cipolla seine Strafe findet.

Schauspieler und Vorleser Rainer Rudloff tat weit mehr, als Thomas Manns Novelle vorzulesen – er ließ die beteiligten Figuren durch Gesten, Stimmfärbungen und szenisches Spiel lebendig werden, wobei seine Kenntnisse des Italienischen der mitreißenden Gestaltung zusätzlich sehr zugute kamen. Das Böse und Verführerische Cipollas, das hilflose Ausgeliefertsein Marios, aber auch die Schwäche und feixende Kumpanei des Publikums nahmen so leibhaftige Gestalt an. Im Anschluss an die Lesung merkte Rainer Rudloff zu Recht an, er finde es zugleich faszinierend und erschreckend, welche Parallelen man aus dem Werk zur heutigen Zeit ziehen könne.

Das Thomas-Mann-Curriculum unserer Schule sieht für den 10. Jahrgang die Lektüre von „Mario und der Zauberer“ vorsieht. Die Lesung wurde durch eine Zuwendung der Michael-Haukohl-Stiftung großzügig unterstützt.
Marius B. (10a) und Yanto P. (10c) von der Journalismus-AG