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Poetry Slam Workshop


Am Donnerstag hatte ich das Glück, an einem Poetry Slam Workshop teilzunehmen, der vom Münchner Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments veranstaltet und von Meike Harms, einer bekannten Poesiepädagogoin und Bühnenautorin, geleitet wurde. Unter dem Motto „Europa verbindet“ haben wir im Rahmen einer Videokonverenz über die Europäische Union gesprochen und jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin hat seinen/ihren eigenen Text auf die Beine gestellt. Einige der Texte werden an diesem Freitag in München vorgestellt, vielleicht habt ihr ja Lust per Livestream dabei zu sein ?

https://www.europarl.europa.eu/germany/de/verbindungsbüro-münchen/poetry_slam_ank

Mein Text trägt den Titel „Ein Loblied mit Fehler“

Ein supranationales Konzept, welches uns so viele Möglichkeiten bietet,

Du dort drüben in einem anderem Land

Ich hier, und wir verbunden durch ein zwischenmenschliches Band.

Reisen wann und wohin wir wollen und das ganz ohne Grenzkontrollen.

Komplizierte Institutionen vereint, um uns Demokratie zu schenken, und wir, die wir mit unseren Stimmen jede Entscheidung mit lenken.

Um Frieden zu spenden wurde eine Wirtschaftsunion konzipiert,

Durch welche jedes Land ein Stück der eigenen Souveränität verliert.

Doch vor allem hat die Europäische Gemeinschaft die Länder weitergebracht,

Ab und zu hat es zwischen den Ländern vielleicht etwas gekracht,

Doch im Großen und Ganzen hat sich ein Konzept entwickelt,

Dass verschiedene Länder zusammen bringt

Und das ist genauso wundervoll, wie es von außen klingt.

In Rom, Maastricht und Lissabon setzten sich Politiker zusammen und aus der Europäischen Gemeinschaft entstand die Europäische Union,

Gemalt im wunderschönen blauen und gelben Farbton.

Und so sitzen wir hier heute in einem von Frieden geprägten Land,

Zwischen uns und der Grausamkeit eine dicke Wand.

Wir haben ein unglaubliches Glück, dass wir im Besitz so vieler Rechte sind,

Von welchen ich jedes einzelne im Grundgesetz find.

Jeder von uns hat das Recht auf Meinungsfreiheit, Schutz und Leben und all diese Rechte möchte uns die Europäische Union gerne geben.

Doch was, wenn ich in Afghanistan geboren worden wäre ?

Doch was, wenn ich in einem Land aufgewachsen wäre, in welchem die Arbeitslosenquote circa 40 Prozent beträgt.

Doch was, wenn Politiker so korrupt sind, dass ich, wo ich auch hinschaue keine Perspektiven finde.

Doch was, wenn das noch meine kleinsten Probleme sind, weil ich jeden Tag um mein Leben fürchten muss.

Ich höre einen Schuss.

Meine Mutter wurde getroffen und ihre letzten Worte : ich soll niemals aufhören zu hoffen.

Die gleichen Worte sprach auch mein Vater vor seinem Tod und bat mich „Nehmt ein rettendes Boot!“

Mit Tränen in den Augen und meiner Schwester an der Hand,

Nahm ich unsere Pässe und das letzte Geld, das ich fand.

Es fällt mir schwer und ich möchte nicht gehen,

Viel lieber würde ich mich umschauen und meine Zukunft hier sehen.

Meine kleine Schwester ist alles, was ich jetzt noch habe,

Und alles, was ich möchte, ist sie zu bringen aus dieser Lage.

Also begeben wir uns auf eine lange Reise,

Wunderschön und grausam auf die gleiche Art und Weise.

Das Meiste, was uns lieb ist, haben wir bereits verloren, und alles andere lassen wir zurück,

Worauf wir zu hoffen wagen, ist ein kleines Stück Glück.

Regen, Kälte, aufgelöste Schuhsohlen, unsere Pässe bei einem Überfall gestohlen.

Jeder Tag ist von unmenschlichen Bedingungen geprägt. 

Und es ist, als wenn uns die Ungewissheit Tag für Tag in den Magen schlägt.

Nach Tagen, Wochen und Monaten der Flucht sind wir nun an der Grenze angekommen,

Es wurde uns schon fast alles genommen.

Jetzt stehen wir hier mir unserem Wunsch auf ein sicheres Leben,

Die EU, sie könnte uns dieses Leben geben.

Ich hab meine Schwester noch immer an meiner Hand,

Erweiterst du für uns das zwischenmenschliche Band?

Lässt du uns teilhaben an Freiheit, Schutz und Sicherheit?

Ich für meinen Teil wäre mehr als bereit.

Du entscheidest mit bei der nächsten Wahl,

Ob ich mit am blau-gelben Kunstwerk mal.

Du entscheidest jedoch nicht nur, wenn du wählen gehst,

Hinter wem du stehst.

Du entscheidest auch, wenn du deine Augen schließt, 

Während sich an den Grenzen Ungerechtigkeit vergießt.

Frontex, beauftragt um für Sicherheit an den Außengrenzen zu sorgen,

Nimmt vielen Geflüchteten die Hoffnung auf ein besseres Morgen.

Menschen in Not muss geholfen werden, 

Ansonsten werden viele Menschen sterben.

Wenn Boote im Mittelmeer untergehen

Und Frontex-Mitarbeiter mit Absicht wegsehen,

Dann gehen nicht nur Boote unter, sondern auch die Menschenrechte ertrinken,

Aus der Verantwortung, diese zu schützen, kann sich keiner von uns ausklinken.

Du dort drüben, ich hier und wir verbunden durch ein zwischenmenschliches Band.

Du.Ich.Wir.Hier.

Wenn wir uns gemeinsam dazu bekennen, dass nicht alles in Ordnung ist,

Sondern manch ein Flüchtling seine Rechte nicht ohne Grund vermisst,

Dann können wir auch gemeinsam nach Lösungen schauen 

Und erneut Perspektiven aufbauen.

Wir sollten also nicht die Hoffnung aufgeben,

Sondern nach einer gemeinsamen Lösung streben.

Du.ich.Wir.hier.Verbunden

Für kurze Zeit entschwunden,

Erneut gefunden

Immer neu erkunden

Freude empfunden

Zur EU bekunden

Text: Ronja K., Juniorbotschafterin des EP