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Out – Gefangen im Netz


„Was habt ihr euch nur dabei gedacht?!?“ Kurz zuvor saßen wir, die 9c der TMS, noch ganz gewöhnlich im Unterricht, doch nun steht auf einmal anstatt unser Lehrerin eine Polizistin vor der Tafel. Bei uns in der Klasse soll es einen schwerwiegenden Fall von Cybermobbing gegeben haben. Zunächst sind einige schockiert, doch schnell stellt sich heraus, dass es sich bei der angeblichen Polizistin, die uns gerade noch unsere Handys abnehmen wollte, glücklicherweise nur um eine Schauspielerin handelt. Ihr Name ist Janina Blohm-Sievers und im Laufe des Theaterstückes „Out-Gefangen im Netz“, das sie ganz alleine spielt, schlüpft sie in die Rollen der verschiedensten Charaktere, von hinterhältigen Mitschülern über desinteressierte Lehrer bis hin zu überforderten Eltern.

Das Theaterstück befasst sich mit Cybermobbing und Ausgrenzung unter Schülern. Im Mittelpunkt der Geschichte steht „Vicky“. Ihre große Schwester erzählt uns, wie „Vicky“ in ihrer neuen Klasse von ihren Mitschülern behandelt wird. Was anfangs „nur“ durchgängiges Ignorieren ist, entwickelt sich schnell zu schlimmem Mobbing und gewalttätiger Körperverletzung. Aus Angst, auch von der Klassengemeinschaft ausgeschlossen zu werden, stellt sich keiner der anderen Schüler gegen die Täter auf Vickys Seite.

Auch als sich Vicky an Außenstehende wendet, wird ihr nicht geholfen. Es wird auch klar, wie überfordert Vickys Eltern mit der Situation sind. Als Vicky während eines Schüleraustausches von einem britischen Schüler sexuell belästigt wird und das ihren Lehrern meldet, unternehmen diese aus Angst, das gute Verhältnis mit ihrer britischen Partnerschule zu gefährden, auch nichts. Als das Mobbing und die Niederträchtigkeiten für Vicky nicht mehr auszuhalten sind, versucht sie sich das Leben zu nehmen, allerdings kann ihre große Schwester sie glücklicherweise noch rechtzeitig retten. Das Stück endet damit, dass die große Schwester uns erzählt, dass Vicky bald in unsere Klasse käme. Im Gegensatz zum Anfang, wo uns die Polizistin als Täter anspricht, werden wir, die Zuschauer, nun als Unbeteiligte angesprochen, die die Chance haben, sich besser zu verhalten. 

Im Laufe des Stückes werden auch immer wieder wir als Beteiligte eingebunden. Dadurch wirkt das Schauspiel authentischer und ist kein einziger Monolog der großen Schwester von Vicky. Da das Stück im Klassenraum aufgeführt wird, fallen Bühnenbild und musikalische Unterlegung verständlicherweise weg. Die Requisiten sind lediglich alltägliche Gegenstände, wie zum Beispiel Vickys Handy. Blohm-Sievers schafft es, alle zehn Hauptrollen aus der Geschichte glaubwürdig zu verkörpern. Ihr Schauspiel zeugt sowohl von einer starken Textbeherrschung als auch von sinnvollem Einsetzen von Gestik und Mimik.

Die Geschichte von Vicky ist ausgedacht. Glücklicherweise! Doch sie basiert auf vielen Fällen. Alle diese Fälle sind unterschiedlich. Sie stammen von Kindern mit ganz verschiedenen Interessen, Persönlichkeiten und Geschichten. Doch eines ist immer dasselbe: Eine einzelne Person wird von vielen auf unfairste Weise schikaniert und ausgegrenzt. Ihr wird jegliche Würde genommen und sie kann nichts dagegen tun. Das Stück „Out-Gefangen im Netz“, von Knut Winkmann geschrieben, macht darauf altersgerecht aufmerksam.

Kjell, Klasse 9c

„Ich weiß, dass sich die Täter in diesem Raum befinden, und ihr werdet jetzt alle auf diesen Blättern euren Zusammenhang zum Opfer schildern !“ Schockiert beobachtet jetzt die ganze Klasse, die Frau, die sich als Dominique Stein vorgestellt hat, und wundert sich, was plötzlich hier los ist. „Ich bin Kriminalpolizistin und werde meine Macht nutzen, um die Täter ausfindig zu machen. Wir könnten mit Leichtigkeit die Täter mithilfe der IP-Adressen ermitteln, aber geben euch jetzt die Chance, euch freiwillig zu melden und die Strafe ein wenig zu lindern.“ Meine Mitschüler und ich werfen uns schockierte Blicke zu. Sollte wir nicht ein Theaterstück sehen? Wer sollte in der Klasse so bestraft werden ? Ist das die Schauspielerin ? Das Stück „ Out – Gefangen im Netz“ hat uns sofort gefesselt.

In diesem Stück geht es um eine junge Schülerin namens Victoria, auch „ Vicky“, die gerade die Schule gewechselt hat und sich jetzt in einer neuen Klasse einfinden muss. Die dann folgende von Knut Winkmann erfundene Geschichte erklärt einem mit Spannung und Verständnis, wie schlimm es ist, ein Mobbingopfer zu sein. Ich persönlich finde das Stück wegen seiner realitätsgetreuen Art sehr gut. Vickys Geschichte wird aus der Perspektive verschiedener Charaktere erzählt und macht einem klar, wie schlimm es ist, wenn ein Familienmitglied gemobbt wird. Die Schauspielerin Janina Blohm Sievers musste dabei in zehn verschiedene Rollen schlüpfen. Dies hat sie auch mit atemberaubender Mimik und Gestik geschafft. Es war außerdem besonders cool da sie uns, die Zuschauer, direkt angesprochen und zu Akteuren im Stück gemacht hat. Ich halte „Out – Gefangen im Netz“ für ein sehenswertes Stück.

Ben B., Klasse 9c

Fotos: Hagen, Klasse 9c