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MUNOL-Fahrt nach Berlin


Die Organisatoren von MUNOL 2019 wurden in diesem Jahr von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit bzw. der Bundestagsabgeordneten Gyde Jensen (FDP) eingeladen, an einer Informationsfahrt ins politische Berlin teilzunehmen.

Dieser Einladung folgten wir (Crises Officer, Financial Manager, Conference Managers und Secretaries-General) gerne und bestiegen so am 7. Mai morgens den Zug, um über Büchen nach Berlin zu gelangen. Dort erwartete uns am neuen Hauptbahnhof nicht nur ein Reisebus, sondern auch ein dichtes und intensives Programm. Wir waren Teil einer über 50-köpfigen Reisegruppe, die aus politisch oder zivilgesellschaftlich engagierten Personen bestand, die aus diesem Grund eingeladen.

Gruppenforo mit Gyde Jensen im Paul-Löbe-Haus

Nach einer Stärkung stand ein Aufenthalt in der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB) an, die als Institution einzigartig ist, wie der Dozent uns erklärte. Die Einrichtung, die dem Bundesinnenministerium und nicht, wie man vermuten mag, dem Bildungsministerium untersteht, wird sowohl vom Bundestag als auch der Wissenschaft durch jeweils ein Kuratorium kontrolliert, um politische Unabhängigkeit und fachliche Richtigkeit sicherzustellen.

Im Anschluss an den Vortrag zu Geschichte und Zweck der Bundeszentrale und eine Fragerunde, in der es u. a. um den Wahlomat, die Wirtschaft und Mentalität Russlands und die aktuelle Sicherheitslage in der Ostukraine und Syrien ging, hatten wir die Chance, uns im Shop der BpB mit kostenlosem Informationsmaterial aller Art einzudecken.  Ebenso konnten hochwertige Publikationen zu politischen Themen für wenig Geld erworben werden. Dies ist auch über den Internetauftritt der Bundeszentrale möglich, der nicht nur von Schülern als seriöse Internetquelle genutzt werden kann.

Als nächstes konnten wir eine Ausstellung zur deutschen Demokratiegeschichte im Deutschen Dom auf dem Gendarmenmarkt besuchen, zu der auch ein Planspiel „Bundestag“ gehörte, welches uns besonderen Spaß gemacht hat. Das Besondere an diesem Planspiel war, dass die Leitung der Simulation tatsächlichen Saaldienern des Bundestages oblag, die nicht nur erfahren waren, sondern auch großen Spaß hatten, u. a. den Bundeskanzler oder die Bundestagspräsidentin zu geben.

Am Abend aßen wir in dem unserem Hotel angeschlossenen Restaurant und am nächsten Morgen fuhren wir direkt in den Bundestag. Dort diskutierten wir eine Stunde lang mit der jüngsten Ausschussvorsitzenden des Deutschen Bundestages, Gyde Jensen, die uns auch eingeladen hatte. Nach dem obligatorischen Foto im Paul-Löbe-Haus war noch Zeit, die Hauptstadt, besonders „das Zentrum der Macht“, auf eigene Faust zu erkunden. So zogen wir in zwei Gruppen los und gelangten dabei auch ins Auswärtige Amt, in dem wir eine Ausstellung zum Thema Menschenrechte besuchten.

Die Secretaries-General im Auswärtigen Amt

Das Mittagessen nahmen wir unweit des Reichstages ein und bestiegen daraufhin erneut den Bus, um an einer dreistündigen Stadtführung teilzunehmen, die uns z. B. zur East Side Gallery, der Siegessäule oder dem Roten Rathaus führte. Das Ende des Tages markierte ein Abendessen in einem italienischen Restaurant, das sich unter einer S-Bahnstrecke befand.

Der 9. Mai begann nach dem Packen und Frühstücken mit der Besichtigung einer Ausstellung im „Tränenpalast“. Das Gebäude fungierte in den Zeiten der DDR und der Mauer als Grenzübergang am Bahnhof Friedrichstraße. Den charakteristischen Namen erhielt der Grenzübergang von den vielen mit Tränen verbundenen Abschieden, die vor und in ihm stattfanden. Während der Führung lernten wir einiges über den Alltag an der deutsch-deutschen Grenze und den Devisenhandel der DDR. Auch wurde uns vor Augen geführt, wie absurd einem Westbürger der Besuch in der Hauptstadt der DDR erscheinen musste, man denke nur an den Zwangsumtausch der Währung.

Die letzte Stärkung der Fahrt nahmen wir unweit des Tränenpalastes in einem Restaurant ein und machten uns auf zum letzten und vielleicht intensivsten Programmpunkt: dem Besuch der Ausstellung „Topographie des Terrors“, die sich auf dem Gelände des ehemaligen Reichsicherheitshauptamtes befindet.

Das Dokumentationszentrum steht auf einem Feld voller Kieselsteine an der Wilhelmstraße direkt neben dem Monumentalbau, der Hermann Görings Reichsluftfahrtministerium als Sitz diente und heute vom Bundesfinanzministerium genutzt wird.

Die Ausstellung zeigt auf, dass die Machtübernahme der Nationalsozialisten gelang und welche tiefgreifenden Veränderungen mit ihr einhergingen. Sie zeigt den Schrecken und das Unrecht des Volksgerichtshofes, der SS, Gestapo, SA und Waffen-SS sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch davor. Dabei wird auch auf die persönlichen Schicksale der Opfer und Täter der NS-Diktatur eingegangen und die ganze Bandbreite des Terrors der zwölf Jahre in historischen schwarz-weiß Fotografien gezeigt. Viele dieser Fotos sind von großer Grausamkeit (auch Hinrichtungen oder sogenannte deutsche „Vergeltungsmassnahmen“ werden abgebildet) und nicht in Schulbüchern zu finden. Allein deswegen waren sie schon für uns neu und schockierend zugleich.

Das Executive Board von Munol 2019

Am frühen Abend stand dann die Rückfahrt nach Lübeck an, die mit unserer Ankunft am Hauptbahnhof um 20 Uhr endete.

Wir danken der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und Frau Gyde Jensen (MdB) und ihrem Büro herzlich für die Einladung und die Organisation der Fahrt.

Text: Johannes Willert

Fotos: Büro Gyde Jensen und Justus Raasch