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Bildhauerei-Workshop mit Bertrand Freiesleben


Zwei Tage voller Bildhauerei, eine Klasse voller Elan, 380 kg Ton, verwandelt in Portraitplastiken –
am Wochenende Sa. / So., 23. / 24. Februar 2019 besuchte der gebürtige Lübecker und in Berlin lebende Künstler Bertrand Freiesleben die TMS, um mit dem Ästhetischen Profil Q2f des Abschlussjahrgangs und Teilnehmern der Kunst-AG unseren Kunstraum noch einmal in ein Bildhaueratelier zu verwandeln. 

Von einem über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Bildhauer zu lernen, war für uns alle eine bereichernde Erfahrung! Wie raffiniert und durchdacht das Anfertigen einer Plastik oder Skulptur sein kann, wurde uns anschaulich anhand der Renaissance-Bildhauer Meit und Michelangelo erläutert. Wir bekamen Einblicke in Details, die wir vorher nicht geahnt hätten, und die Spannung stieg, bis wir endlich selbst den Ton unter unseren Händen formen konnten. 

Doch zunächst modellierte Bertrand Freiesleben für uns – in voller Aktion sprang er vor und zurück, studierte die Wölbungen und Richtungen dicht am Modell, schaute von vorn und von der Seite, nahm Abstand, setzte einen weiteren Klumpen Ton auf das Gestell, erläuterte jeden Schritt, seine persönliche Denkweise beim Modellieren. Als wir unsere eigenen Gestelle gebaut hatten, wurde uns bewusst, wie schwierig es ist, nicht nur eine Maske, sondern ein allansichtiges Portrait zu modellieren. Wir wechselten uns ab, standen Modell und modellierten, mussten genau hinschauen und bekamen plötzlich ein Gespür dafür, wie die große Form des Kopfes funktioniert, wie sie sich fast mathematisch entwickelt, wie Flächen und Formen nach hinten fliehen, wie unwichtig zunächst die Details sind. 

Während der bis zu 10 Stunden pro Tag entwickelte sich eine richtige Atelier- oder Akademieatmosphäre, sah unsere „Werkstatt“ nachher wie ein Schlachtfeld aus, und plötzlich hatte sich die Anzahl der Köpfe fast verdoppelt, denn es standen ca. 15 Portraitplastiken auf ihren Holzgestellen mitten im Raum, und wir alle waren erstaunt und begeistert, wie viel wir in so kurzer Zeit gelernt hatten.

Bertrand Freiesleben lebt für sein Fach und vermittelte es leidenschaftlich und stringent, glasklar und verständlich, und wir sind für ein Wochenende kurz vor dem Abitur in Kunst abgetaucht, haben uns darauf eingelassen und fast vergessen, dass wir in der Schule waren. 

Ich danke meinem Ästhetischen Profil für das hohe Engagement und große Interesse an diesem Fach und wir alle danken Bertrand Freiesleben für das fachlich und menschlich wunderbare Wochenende und alle Erfahrungen, die er mit uns geteilt hat! 

Es sind genau diese Momente, die zeigen, wie weit reichend, interessant und anspruchsvoll zugleich unser Fach Kunst ist – und wie sehr es sich deswegen auch lohnt, sich – ob als Schüler oder als Lehrer – auf diesen Prozess einzulassen! 

Text: Ingo Bruweleit (Kunstlehrer)

Fotos: Mechthild Pieechotta