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Austausch nach Südamerika – 2 Monate in Argentinien


Vom 09.06. bis 08.08.2022 habe ich in Mar del Plata bei einer argentinischen Gastfamilie gelebt und bin dort auch zur Schule gegangen. Zuvor besuchte uns meine Austauschschülerin Catalina für 6 Wochen an der TMS. 

Mit 2.780.400 Quadratmetern Gesamtfläche liegt Argentinien im südlichen Teil Südamerikas und ist ca. 8-mal größer als Deutschland. Seine Klimazonen reichen von subpolar im Süden bis subtropisch und tropisch im Norden. In meiner Zeit dort habe ich Regenwälder, Orte mit Flüssen statt Straßen, Steppen, 7-farbige Berge und atemberaubende Wasserfälle gesehen. 

Ich würde in diesem Bericht gerne die Vielfalt und Weite des weltweit größten Spanisch sprachigen Landes veranschaulichen und meine Erfahrungen mit euch teilen.

„Instituto Juán Gutenberg” – Der Schulalltag in Argentinien

Eigentlich geht man in Argentinien nur wenige Stunden zur Schule, dabei gibt es 2 „Runden”: morgens bis mittags oder nachmittags bis abends. 

Das Johann-Gutenberg-Institut in Mar del Plata ist jedoch eine private Schule. Der Unterricht wird je nach Stundenplan von 7:45 bis 15:00/16:00 besucht, an manchen Tagen sogar bis in den Abend. 

Außerdem ist Deutsch ein Pflichtfach, welches vom Kindergarten an bis zur 12. Klasse unterrichtet wird. 

Trotz der hohen Stundenanzahl wirkt der Unterricht je nach Lehrkraft etwas entspannter als wir es kennen. Auch das Lehrer-Schüler Verhältnis ist oft persönlicher.

Die Fächeraufteilung ist je nach Profil unterschiedlich. So hat das gesellschaftliche Profil auch Soziologie, Politik & „Bürgerschaft“, Wirtschaft, Geographie und Kommunikation & Kultur jeweils als einzelne Fächer, während bei uns Fächer wie „WiPo” mehrere dieser Bereiche zusammenfassen.

Die argentinische Kultur – Eine vielfältige Zusammensetzung

Argentinien ist nicht nur geographisch vielfältig, auch kulturell hat das Land viel zu bieten. Neben Fussball, Messi, Tango und Mate wurde das Land vor allem durch Migration aus Italien und anderen europäischen Ländern, sowie den vorherrschenden indigenen Kulturen geprägt.

Dadurch verändert sich auch die Sprache. Sowohl italienisches Vokabular und Aussprache als auch z.B. die Sprache Guaraní prägen die vielen einzigartigen, regionalen Dialekte.

Mein Aufenthalt in Mar del Plata – der touristischsten Stadt des Landes

Die Küstenstadt Mar del Plata (Spanisch für Silber-/Geldmeer) hat ca. 600.000 Einwohner, wobei sich im Sommer zusätzlich eine Vielzahl an Touristen in der Stadt befinden. Sie liegt ca. 5 Stunden von der Hauptstadt Buenos Aires entfernt, befindet sich jedoch in der gleichnamigen Provinz, dessen Größe bereits ungefähr mit dem Deutschland übereinstimmt.

Die Stadt ist sehr bekannt für ihren Tourismus, ihre Küste und Strände, Wassersport, Theater, sowie ein Filmfestival im November. 

In der Stadt findet man historische Architektur aus Europa sowie moderne Neubauten. An der Küste beginnen die Hausnummern aller Parallelstraßen mit 0 und erreichen im Landesinneren teilweise sogar 12.000. Die Stadt wird in viele kleine Quadrate bzw. Blöcke geteilt, sogenannte „cuadras“, welche oft benutzt werden, um Entfernungen anzugeben oder die Kosten einer Taxifahrt zu berechnen.

Das gibt einem zwar Orientierung, jedoch führt es auch dazu, dass im Taxi anstatt der Hausnummer „328“ manchmal „3280“ verstanden wird und man plötzlich auf der anderen Seite der Stadt landet.Die meisten Straßen dürfen nur in eine Richtung befahren werden. Neben Bus, Motorrad und Auto werden kaum andere Transportmittel benutzt.

Misiones – Die Tropen im Norden Argentiniens

Während meiner Zeit in diesem Land, durfte ich auch einige weit entfernte Regionen kennenlernen, darunter auch die Provinz Misiones mit den bekannten Iguazú-Fällen. 

Diese besteht neben Tourismus eigentlich fast nur aus einem Regenwald. Besonders interessant ist der Einfluss des einheimischen Volkes Guaraní und ihrer gleichnamigen Sprache. Diese spielt nämlich nicht nur für Orts- und Tierbenennung sowie Musik eine Rolle, sondern ist auch eine regionale Amtssprache. 

Glücklicherweise wurden der einheimischen Sprache und Kultur etwas Freiraum gelassen, wodurch diese weiterleben können.

Allein in dieser kleinen Provinz leben heute noch ca. 11.000 Einwohner, die dem indigenen Volk Guaraní angehören.

Es lassen sich auch alte Guaraní Dörfer finden, wie beispielsweise im bekannten Ort „San Ignacio“. 

Kriminalität und andere Probleme in Argentinien 

Leider gibt es neben der wunderschönen argentinischen Natur, Landschaft, Kultur, und Sprache noch eine dunklere Seite des Landes, die nicht ignoriert werden kann

Die wirtschaftliche Lage im Land ist momentan besonders schlecht. Die Inflation, und somit auch die Armut, steigen erschreckend schnell an. Im Alltag wird das besonders deutlich.

Argentinien wird zurecht als sehr unsicher eingestuft. Die Kriminalitätsrate hängt zwar sehr stark von der Region ab, aber ich kann aus eigenen Erfahrungen sagen, dass mir erst während meines Aufenthaltes aufgefallen ist, wie sicher Deutschland im Vergleich ist.

Ich konnte nur selten allein rausgehen. Es ereigneten sich gleich in meiner ersten Woche sehr tragische Vorfälle. Viele der Argentinier hatten bereits Erfahrungen mit Diebstahl, Raub, Betrug oder Bedrohung im Alltag.

Fazit

Insgesamt hat mich dieser Austausch sehr bereichert. Natürlich ist es nicht immer einfach gewesen. Jedoch denke ich, dass man sich gerade durch persönliche Herausforderungen weiterentwickeln kann. 

Argentinien ist riesig, vielfältig und durchgehend einzigartig. Gerne komme ich wieder, um meine Familie dort zu besuchen und die vielen anderen Provinzen des Landes kennenzulernen.

Trotz des Risikos und der aktuellen Lage würde ich nicht unbedingt von einem Aufenthalt in diesem Land abraten, jedoch sollte man starke Nerven mitbringen und wissen, was Teil des Alltags ist.

Text und Fotos: Constantin T.