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Heimatkunde vom Ruderboot aus


Zwei Vierermannschaften der Ruder-Riege nutzten das spätsommerliche Wetter am 5. und 6.09.2014 für eine Tagesfahrt zum Schlutuper Segelverein.

Der Klughafen gehört noch zu den Strecken, die auch im normalen Ausbildungsbetrieb genutzt werden. Die Untertrave ist aber für die meisten Wanderruderer mit ihren Hafen- und Industrieanlagen unattraktiv, nicht aber für uns, denn schließlich ist die Lübecker Hafengesellschaft ein wichtiger Arbeitgeber, und gemessen am Güterumschlag ist Lübeck der größte deutsche Ostseehafen.

So sehen wir zunächst an der Hafenstraße die alten und neuen Gebäude des Lebensmittelunternehmens Brüggen. Dann rudern wir vorschriftsmäßig unter dem linken Bogen der Warburg-Brücke hindurch, gekennzeichnet durch einen gelben Rhombus.  Auf der Steuerbordseite liegt nun der Konstantin-Kai, auf dem das neue Betonmischwerk kürzlich Schlagzeilen machte, weil der Lärm die Bewohner der Hanseresidenz störte. Außerdem wurden dort große Mengen Holzstämme gestapelt. Dahinter ist der ehemalige  Schornstein „Kesselhaus“ schon von weitem zu sehen. Dort lag von 1924 bis 1933 die Werft von Henry Koch, die mit Dampf und Strom aus dem Kesselhaus versorgt wurde. Danach wurde der Strom von einem Zulieferwerk für Dornier-Flugzeugbau genutzt, nach dem 2. Weltkrieg für die  Papierverpackungsfirma Schmalbach-Lubeca erzeugt. 1982 stellte das Kraftwerk den Betrieb ein. Im Jahr 2000 erfolgte die Umnutzung als Bürogebäude. Im ehemaligen Schornstein ist nun der Fahrstuhl untergebracht.

Auf der Backbordseite liegen die alten rotbraun gestrichenen Holzschuppen der Firma Havelmann und Sohn. Sie importiert Holz, bearbeitet es im Hobelwerk und veredelt es.  Daran angrenzend kommen wir nun an den Kaianlagen des Nordlandkais vorbei. Hier legen die Frachtfähren aus Finnland an. Die Schuppen haben ein Vordach, damit das angelieferte Papier bei Regen nicht nass wird. Die Papierrollen werden hier gelagert und überwiegend mit LKWs zu den Abnehmern in Westdeutschland transportiert.

Wir begegnen einer Frachtfähre, die vom Nordlandkai/Vorwerker Hafen kommt und so hoch ist wie ein 10stöckiges Haus.

Wir sehen die Einfahrt in den Vorwerker Hafen mit den großen Getreidesilos. Gegenüber liegen die verfallenen Gebäude der Berliner Lübecker Maschinenfabrik. Hier wurden von 1936 bis 1944 Waffen produziert. Wir haben die Teerhofinsel erreicht. Um den Weg nach Travemünde zu verkürzen, wurde hier der Verlauf des Flusses 1882 korrigiert. Mit einem Durchstich entstand eine Insel. Der Name stammt von dem Teerhof, der 1845 hierher verlegt wurde. Der Teer wurde aus Skandinavien importiert und war damals beim Schiffbau wichtig, um die Fugen zwischen den Planken abzudichten und das Tauwerk  vor dem Verrotten zu schützen. Inzwischen haben wir auch festgestellt, dass die großen Fähren wegen des Wellenbrechers am Heck kaum Wellen verursachen, dass aber die Yachten auf Seewasserstraßen viel schneller fahren als auf dem Kanal und es sinnvoll ist, das Ruderboot so zu drehen, dass es parallel in den Wellen liegt.

Auf der Steuerbordseite beginnt nun das Naturschutzgebiet Schellbruch, gegenüber liegen Alt-Lübeck und die Mündung der Schwartau. Wir rudern an dem kleinen Fischerdorf Gothmund mit reetgedeckten Häusern vorbei, dann ist aber auch schon Schluss mit der Idylle. Auf der Seite des Stadtteils Dänischburg befinden sich die Gebäude von Ikea auf dem ehemaligen Gelände von Villeroy und Boch, dann folgen die privaten Kaianlagen I, II und III der Lehmann KG auf dem ehemaligen Gelände des Hochofenwerks und der Flenderwerft, auch hier der Wandel von Industrieproduktion zu Dienstleistungsgewerben.

Ein Vierer vor dem Containerschiff am Lehmannkai.

Auf dem Lehmannkai werden u. a. auch Container umgeschlagen. Auf dem anderen Ufer befinden sich die große Bucht Breitling und die 1994 in Betrieb genommenen Schlutuper Kaianlagen der LHG, an denen die Schiffe aus Schweden mit Papierrollen anlegen.

Nun biegen wir in die Schlutuper Wiek ab und haben unser Ziel erreicht.
Unser Dank gilt den Eltern, die uns mit PKWs abgeholt haben.

Am für Ruderboote zu hohen Steg des Schlutuper Segelvereins