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Von Forschern und Vorbildern


Ehemalige TMS-Schülerin Ida Reinhold trifft Nobelpreisträger für Medizin

Den Nobelpreis gewinnen, das ist der Traum fast aller Wissenschaftler. Ich durfte den Medizin-Nobelpreisträger von 2008, Herrn Professor Harald zur Hausen, in seinem Büro im Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg treffen und ihm Fragen zu seiner Forscherkarriere und dem Nobelpreis stellen.

Ida Reinhold, Abiturientin von 2016, trifft Nobelpreisträger Prof. zur Hausen

Dabei war für mich besonders beeindruckend, dass er die Auszeichnung für die Erforschung einer Krankheit bekommen hat, die für Frauen bis vor wenigen Jahren noch den Tod bedeuten konnte: Gebärmutterhalskrebs. Professor zur Hausen führte den Nachweis, dass Gebärmutterhalskrebs durch Viren ausgelöst wird, sogenannte humane Papillomviren. Er und seine Gruppe haben zehn Jahre intensiv daran gearbeitet, diese Viren zu isolieren. Auf der Grundlage seiner Forschungen konnte ein Impfstoff entwickelt werden, der  Mädchen und Frauen heute gegen diese tödliche Krankheit schützt.

Der Antrieb in seiner Karriere waren nicht die Aussicht auf Preise oder Ruhm, sondern die Neugier. Herauszufinden, welche Krebs- und anderen Krankheiten mit Infektionen zusammenhängen, wurde sein Forschungsschwerpunkt.

Die Neugier wurde bei ihm bereits mit etwa zehn Jahren entfacht, also als er in die 5. Klasse kam. Das war nach Ende des Zweiten Weltkrieges und von der Militärregierung wurden für deutsche Jugendliche kleine Heftchen über Naturwissenschaftler zugelassen. Professor zur Hausen las über die Wissenschaftler Robert Koch und Louis Pasteur  und hatte seine Vorbilder gefunden.

Um seinem Forscherdrang nachzugehen, musste er sein Leben lang hart arbeiten, wie er mir berichtete. Als jüngster von drei Brüdern musste er sein Medizinstudium  selbst finanzieren, obwohl er anfangs sogar noch Biologie nebenbei studierte. Mich hat das besonders beeindruckt. Ich selbst studiere  gerade im 2. Semester Medizin und erlebe, wie anstrengend das ist. Es erfordert Durchhaltevermögen  –  um wie viel mehr gilt das dafür, den Nobelpreis zu bekommen. „Ich komme aus Westfalen, da gelten die Leute als besonders stur. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich nie aufgegeben habe“, berichtete Professor zur Hausen und plädierte dafür, sich nicht durch Rückschläge entmutigen zu lassen, denn die gebe es immer.

Als ich ihn fragte, ob er in seiner Jugend schon daran geglaubt habe, einmal den Nobelpreis zu  gewinnen, erzählte er mir folgende Anekdote:  Als er sechzehn Jahre alt war, unternahm er mit seinem älteren Bruder eine Wanderung. Dieser machte ein Foto von ihm mit der Bildunterschrift: „Da sitzt der künftige Nobelpreisträger.“ Professor zur Hausen hatte wohl etwas gesagt haben, wie „Jetzt bin ich 16 Jahre alt, mache bald mein Abitur, studiere Medizin und gewinne dann den Nobelpreis.“ Offenkundig war das nicht nur scherzhaft gemeint.

Auch die Geschichte, was er machte, nachdem er den Nobelpreis bekam, war eine amüsante. Er wurde vom Nobelpreiskomitee gebeten, niemanden vor der offiziellen Meldung zu informieren. Er rief trotzdem vorher seine Frau an, die gerade im Flieger nach Buenos Aires saß.  Als die Stewardess einschreiten und das Telefonieren unterbinden wollte, „sagte meine Frau: ´Mein Mann hat gerade den Nobelpreis gewonnen!` Und dann ließ man sie weiter reden.“

Dass die Neugier in Professor zur Hausens Kindheit tatsächlich am Anfang der Karriere des heute so bekannten Krebsforschers steht, zeigte mir seine Antwort auf meine letzte Frage nach der bedeutsamsten Person für seinen Werdegang:  „Meine Eltern natürlich. Aber wirklich motiviert haben mich diese Heftchen über Wissenschaftler wie Robert Koch und Louis Pasteur. Die taten, was ich auch tun wollte: forschen.“  Heute motiviert vielleicht das Beispiel  Professor zur Hausens junge Wissenschaftler, ihrem Forscherdrang zu folgen.

Das ganze Interview ist hier zu lesen: https://www.thieme.de/viamedici/mein-studienort-marburg-1604/a/nobelpreistraeger-im-gespraech-33361.htm

Von Ida Reinhold, Abiturientin der TMS 2016

Foto: © Ida Reinhold