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Vom NS-Eliteschüler zum Regimegegner


Der Schauspieler Hardy Krüger berichtet von seinen Erfahrungen während des NS-Zeit und ruft zum Engagement gegen Rechtsradikalismus auf

In seiner Jugend besuchte der heute 89-jährige Schauspieler die NS-Kaderschmiede Sonthofen und verehrte Adolf Hitler. In den letzten Kriegsmonaten erhielt der damals 16-Jährige den Auftrag, amerikanische Soldaten aus einem Hinterhalt anzugreifen. Doch da war Hardy Krüger bereits im Widerstand aktiv und führte den Befehl nicht aus.

Sein väterlicher Freund, der UFA-Schauspieler Hans Söhnker, hatte Hardy Krüger die Augen für den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes geöffnet. Mit ihm zusammen half er Juden, in die Schweiz zu fliehen.

Wegen seiner Sabotage wurde Hardy Krüger von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt, im letzten Moment von einem SS-Offizier davor bewahrt und wieder zum Fronteinsatz abkommandiert. Abermals konnte er sich dem entziehen, floh in die Berge, wo er sich in Almhütten versteckte, bis er sich den Amerikanern ergab.

Gebannt lauschten die Schülerinnen und Schüler des E- und Q1-Jahrganges den persönlichen Erinnerungen des Schauspielers, der damals so alt war wie sie jetzt sind. Die Jugendlichen zeigten sich beeindruckt von den authentischen Schilderungen des Zeitzeugen, der glaubwürdig seine innere Wandlung beschrieb und das Doppelleben, das er gezwungen war gegenüber seinen Eltern, überzeugten Anhängern des Nationalsozialismus, und den Erziehern im NS-Internat zu führen.

Dass es Hardy Krüger nicht in erster Linie um seine eigene Biografie geht, wenn er zu Schülern spricht, machte Schulleiter Peter Flittiger bereits zu Beginn der Veranstaltung deutlich. Der Schauspieler verfolgt das Anliegen, junge Leute für politisches Handeln gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit zu bewegen.

„In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts waren viele Deutsche politikverdrossen. Und heute beobachte ich ähnliche Haltungen. Sie machen es möglich, dass radikale Kräfte sich durchsetzen“, warnte der Schauspieler. Mit großer Eindringlichkeit forderte der Zeitzeuge die Jugendlichen auf, sich politisch zu engagieren und das Wiedererstarken rechter Parteien und Gesinnungen nicht hinzunehmen.

Zum Schluss ließ Hardy Krüger eine Schülerin aus seinem jüngsten Buch „Was das Leben sich erlaubt. Mein Deutschland und ich“ einen Appell für Zivilcourage und Toleranz vorlesen, signierte Bücher und kam dabei mit einzelnen Zuhörern ins Gespräch.

Ermöglicht wurde der Vortrag von der Amadeu Antonio Stiftung, die, nach einem Opfer fremdenfeindlicher Gewalt benannt, zum Ziel hat, die demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, und sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet. Für die Unterstützung dieser Stiftung warb Hardy Krüger zum Ende der Veranstaltung nachdrücklich.

Unser Dank gilt der Amadeu Antonio Stiftung für die Förderung dieser Veranstaltung, die Schüler und Lehrkräfte tief beeindruckt hat.

Im folgenden ist der Radiobeitrag über Hardy Krüger von Andreas Gaertner (NDR) verlinkt. Wir danken dem NDR für die Erteilung des Copyrights.

 

Eine längere Version läuft am 5.8./6.8. im Bildungsreport auf NDR Info (Bildungsreport)

Text und Fotos: Mechthild Piechotta