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Themenabend für Eltern „Meine neue Schule – für mein Kind und auch für mich“ fand viel Zuspruch


Am Dienstag, d. 30. Januar 2018, war der Themenabend mit 35 Eltern sehr gut besucht. Unter den Gästen waren auch einige Mütter und Väter, deren Kinder noch die 4. Klasse in der Grundschule besuchen, und sie lauschten interessiert, wie die Eltern der Fünftklässler den Übergang zum Gymnasium erlebt hatten. Da Frau Link erkrankt war, begleitete Frau Jebens-Ibs die Veranstaltung; als Orientierungsstufenleiterin betrifft sie das Thema sehr zentral.

Frau Schulz (Diplom-Psychologin) und ihre Kollegin Frau Schoppmeier vom schulpsychologischen Dienst der Hansestadt Lübeck betonten zu Beginn, dass für Kinder wie für Eltern mit dem Wechsel  zur weiterführenden Schule ein neuer Abschnitt beginne: Aus der behüteten Grundschule herausgerissen, müssten die Kinder sich neu in einer viel größeren Schule orientieren, sie müssten neue Regeln lernen und sich auf neue Mitschüler einstellen. Zudem müssten sie auf dem Gymnasium den Stoff viel schneller bewältigen, die Übungsphasen seien deutlich kürzer, und diejenigen, denen vorher alles zugeflogen sei, müssten sich jetzt hinsetzen und üben. Kurz: Die Kinder müssten „das Lernen lernen“.

Das verursache auch Leistungsdruck, mit dem die Familien zurechtkommen müssten. Dazu trete die zunehmende Selbstständigkeit der Kinder, die auch den Eltern einiges abverlange, denn diese sollten  das Streben nach mehr Autonomie unterstützen. Sie könnten ihre Kinder nicht mehr vor allem beschützen.

Mit den Fragen: „Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Schulwechsel gemacht?“ und „Mit welchen Erwartungen sind Sie heute gekommen?“ initiierte  Frau Schulz einen lebhaften Austausch in Kleingruppen.

In der großen Gesprächsrunde wurde anschließend deutlich, dass der Übergang zum Gymnasium nicht immer so reibungslos klappt, wie die Eltern es sich gewünscht oder erhofft hatten. Die Vorbereitung der Grundschulen sei sehr unterschiedlich, meinte eine Mutter. Vor allem im Fach Englisch mache sich das bemerkbar. Hier versuchte Frau Jebens-Ibs die Eltern zu beruhigen: Die Kinder kämen aus ca. 18 Grundschulen, der unterschiedliche Lernstand in allen Fächern sei normal und den Lehrkräften bekannt. Das erste halbe Jahr diene dazu, die Schülerinnen und Schüler auf einen gemeinsamen Kenntnisstand zu bringen.

Der neuen schulischen Umgebung standen die Eltern mit gemischten Gefühlen gegenüber. Kritisiert wurde, dass der Einstieg ohne Kennenlern-Tage sehr hart gewesen sei und dass die Klassenräume so kahl und wenig geschmückt seien. Aber das gute Mittagessen in der Mensa wurde gelobt und der Heimweg auf dem Fahrrad an der frischen Luft wird als Spannungsabbau nach dem intensiven Unterricht empfunden.

Sorge bereitet vielen der Leistungsdruck, unter den sich die Kinder häufig selbst setzen, wenn sie bestimmte Aufgaben nicht gleich verstehen und Gelerntes nicht auf neue Aufgaben übertragen können. Das Gefühl „Ich bin zu blöd!“ führe teilweise dazu, aufzugeben und weniger für die Schule zu tun.

„Wie kann ich mein Kind motivieren?“ Frau Schulz erläuterte, dass die Kinder lernen müssten, mit Frustrationen umzugehen, wobei die Eltern aber auch immer wieder ermutigen sollten. Gemeinsames Üben helfe da weiter, damit die Kinder wieder Erfolgserlebnisse haben.

Ein Problem sei, dass die Kinder zwar passives Wissen hätten, das müsse aber ein aktives werden. „Die Kinder müssen über das Gelernte sprechen, damit ihnen deutlich wird, was sie verstanden haben und was nicht“, erklärte Frau Schulz. Deshalb sei es wichtig, sich mit dem Kind über die Schule und den Lernstoff zu unterhalten und auch mit denjenigen, die nichts erzählen wollen, über  „Türöffner“ ins Gespräch zu kommen.

Die Schule habe jetzt einen deutlich größeren Stellenwert in der Familie, meinten einige Eltern. Sie nehme im Alltag sehr viel mehr Zeit in Anspruch und das führe auch zu emotionalen Belastungen für alle.

Vor allem das Erledigen von Hausaufgaben sei ein Problem, und zwar eher für Jungen, die häufiger weniger strukturiert seien als die Mädchen. Das war die Erkenntnis von Müttern, die ihre Söhne mit den Töchtern verglichen. „Wie sehr soll ich die Hausaufgaben kontrollieren? Muss das Kind das nicht alles allein können?“ In der Beantwortung dieser Fragen wies Frau Schulz darauf hin, dass es immer vom Kind abhänge. In der Orientierungsstufe könne man nicht absolute Selbstständigkeit erwarten; die Eltern müssten schon einen Blick darauf haben, ob die Kinder die Aufgaben vollständig und sorgfältig erledigten. Klappe das gut, könne man schrittweise loslassen. Andere Kinder brauchen mehr Hilfe und da muss auch die Tasche abends gemeinsam gepackt werden.

Beklagt wurde an dieser Stelle, dass die Methodentage bisher noch nicht in allen Klassen durchgeführt wurden. Die Eltern wünschten, dass auch sie gern Informationen über die verschiedenen Lernmethoden hätten, damit sie ihren Kindern besser helfen könnten. Eine Idee war auch, die Kinder dazu zu motivieren, als Kleingruppen im Lernzentrum die Hausaufgaben zu erledigen. Auch dies könne zur Entlastung der berufstätigen Eltern beitragen. Leider strebten die Kinder nach der Schule immer gleich nach Hause, was Frau Schulz aber durchaus positiv als Streben nach Autonomie bewertete. Die Kinder wollen zu Hause auch einmal allein sein und ihre Zeit selbst gestalten.

„Wie kann ich mein Kind motivieren?“ Auch hier hat Frau Schulz kein Patentrezept. Wichtig sei, bei den Kindern ein positives Selbstwertgefühl zu erzeugen, unabhängig von der schulischen Leistung. Im Gespräch müssten die Eltern klären, warum das Kind keine Lust zum Lernen hat, und gemeinsam mit ihm nach Lösungen suchen. Letztendlich könne man dem Kind den Frust nicht abnehmen. Aber die Eltern dürften nie den Kontakt zu ihrem Kind verlieren, denn das wirke sich vor allem in der Pubertät fatal aus, wenn die gleichaltrigen Freunde einen größeren Einfluss – unter Umständen auch einen negativen – gewinnen.

Auch wenn es keine Patentrezepte mit auf den Weg gab, erhielten die Eltern durch die Referentinnen und den gegenseitigen Austausch so manche Anregung.  Die Väter und Mütter konnten ihre Sorgen schildern und stellten fest, dass es anderen ähnlich ergeht.

Wir danken Frau Schulz und Frau Schoppmeier recht herzlich für kompetente Einführung in das Thema und für die vielen wertvollen Tipps, wie die Eltern mit ihren Kindern umgehen können.

Lübeck, d. 7.2.2018                  Sabine Jebens-Ibs