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Mal vergnüglich, mal spannend – Rainer Rudloffs szenische Lesung fesselt die Sechstklässler


„Super!“ – „Das war toll!“, riefen die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen, als sie am Montagmittag aus der Aula kamen.  „Mir hat am besten der Humor gefallen“, meinte Elias aus der 6c. „Aber auch wie er das Ganze gespielt hat und dann noch die verschiedenen Stimmen! Einfach klasse!“  Sunas Meinung schlossen sich alle aus der 6c an.

Das tolle Erlebnis war die Lesung – man muss aber eher von einer Vorstellung sprechen -, die Rainer Rudloff den vier 6. Klassen in der Aula bot. Für die 6b und die 6c präsentierte er „Herr der Diebe“ von Cornelia Funke und „Das Amulett von Samarkand“ aus der Bartimäus-Reihe des Autors Jonathan Stroud, der 6a und 6d wurde „Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende und „Tintenherz“ von Cornelia Funke vorgetragen – inzwischen alles Klassiker der modernen Kinderliteratur.

Gekonnt stellte Rainer Rudloff dar, wie in „Herr der Diebe“ die Kinderbande im Beichtstuhl einer venezianischen Kirche den Deal mit einem Hehler aushandelt und anschließend einen Privatdetektiv austrickst, der sie verfolgt.  Es gelang ihm, mit unterschiedlichen Stimmlagen die Figuren – vom alten Mann über den halbwüchsigen Jugendlichen bis hin zum fünfjährigen Kind – so zu charakterisieren, dass im Kopf der Zuhörer lebendige  Bilder entstanden. Alle lauschten gebannt.

Rudloffs Begeisterung für die Fantasy-Literatur war auch beim zweiten Teil spürbar, wo er mit vollem Körpereinsatz und lebhafter Gestik und Mimik die verschiedenen Erscheinungsformen des Dschins Bartimäus darstellte, der für seinen Herrn einen Auftrag erfüllen soll und sich dafür in die Nähe des mächtigen Zauberers Lovelace begeben muss. Wir haben uns köstlich darüber amüsiert, wie der Dschin mit verschiedenen Erscheinungsformen versucht, einem etwas dümmlichen Antiquitätenhändler wichtige Informationen über das Amulett von Samarkand zu entlocken, und dann den Laden in seine Bestandteile zerlegt, als der Meister selbst auftaucht und Bartimäus fliehen muss. Da gab es viel zu lachen.

   

Das Publikum konnte gut der Handlung folgen, denn der Schauspieler gab immer eine kleine Einführung sowohl in das Buch wie auch die Szene, die er als nächste vortragen wollte.

  

Am Schluss beantwortete Rainer Rudloff Fragen zu seiner Person. Er erzählte, dass er selbst in der 6. Klasse seine Schule beim Vorlesewettbewerb auf Stadtebene vertreten habe, dass er aber mit seinem theatralischen Vortrag bei der Jury nicht angekommen sei, weil andere Bewertungsmaßstäbe galten. Das habe ihm zwar zunächst einen ziemlichen Dämpfer versetzt, aber seiner Leidenschaft, etwas vorzutragen und zu vertonen, keinen Abbruch getan.

Mit Freunden produzierte er schon als Schüler Hörspiele, wobei damals alles mühsam auf Kassetten aufgenommen und Geräusche kunstvoll erzeugt werden mussten. Heute sei das viel einfacher. „Ihr könnt ganz einfach selbst Hörspiele produzieren, wenn ihr euch kostenlose Software aus dem Internet herunterladet. Das ist heute alles ganz einfach“, gab er den Schülerinnen und Schülern mit auf den Weg.

Rainer Rudloff studierte zwar Englisch, weil er durch Tolkiens Romane „Der Hobbit“ und „Herr der Ringe“ für diese Sprache begeistert wurde, absolvierte dann aber doch eine Schauspielausbildung. „Spielen Sie auch in Filmen mit?“, wollte eine Schülerin wissen. Rudloff meinte, dass ihm das Spielen vor der Kamera nicht so sehr liege und dass er bei den Hörspielen und Hörbüchern besser aufgehoben sei.

Interessant zu hören war auch, wie er sich auf Lesungen vorbereitet. „Der Text hat einen langsameren Rhythmus als ein Vortrag“, erklärte Rudloff und zeigte die Seiten des Romans, auf denen er ganze Absätze gestrichen hatte.

„Lesen Sie nur in Lübeck und nur für Kinder?“  Dass er in einer Lübecker Schule lese, sei eher selten, erzählte der Schauspieler. Er sei viel unterwegs, fahre in ganz Deutschland herum und habe auch schon in Dänemark und in Belgien vor Mitgliedern der dortigen deutschen Minderheit vorgetragen. Ein Höhepunkt  seiner Laufbahn sei eine gemeinsame Lesung mit Jonathan Stroud gewesen; der Autor der Bartimäus-Reihe habe den Text auf Englisch vorgetragen und er dann auf Deutsch.  Und er lese in Kindergärten und Schulen, aber auch für Erwachsene. „Von 4 bis 99 – so wie es auf den Spielen steht!“, meinte er mit einem breiten Grinsen.

Für alle war das eine rundum gelungene Veranstaltung! Besonderer Dank gilt Herrn Haak, der alles organisiert hat.

Text und Fotos:  Sabine Jebens-Ibs