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Kategorie: Allgemein | Mittwoch, 20.09.2017

Faust gerockt – Anstiftung zur Diskussion


65 plus 75 Minuten, vier Musiker, ein KISS-Look-Alike Mephisto, Rockmusik der 80er, eine Inszenierung im Stil der „Rocky Horror Picture Show“ – und sämtliche Schülerinnen und Schüler der Oberstufe der Thomas-Mann-Schule. Das sind die Eckdaten einer durchaus in diesem Umfang bisher einmaligen Großexkursion, die am Donnerstag, 14. September startete. Im Rahmen des Unterrichtes besuchten alle Deutschkurse der Oberstufe „Faust – die Rockoper“ in der „Kulturwerft Gollan“.

Für den aktuellen E-Jahrgang ist Goethes Klassiker aus dem Jahr 1808 Pflichtlektüre im Abitur, für die übrigen Jahrgänge war es zumindest ein guter Anlass, sich mit dem traditionsreichen Stoff auf eher ungewöhnliche Weise zu befassen.

Die Theater-Truppe tourt seit 2009 mit ihrer Version des „Faust“ durch Deutschland. Dabei werden Originalzitate mit 28 Rocksongs kombiniert, die stilistisch zwischen Metal, Rock und Pop pendeln. Die Inszenierung erinnert meist an 70er-Glamrock-Attitüden, zum Teil werden Elemente aus dem derben Volkstheater genutzt, die ohne Vorkenntnis des Originals für viele etwas schwer verdaulich waren. Den Aufforderungen, ruhig zu johlen und zu klatschen, kamen die Schülerinnen und Schüler mit norddeutscher Gelassenheit nach. Gewünscht hätten sich viele eine Einblendung der Texte während der Gesangs„duelle“ zwischen Mephisto und Faust.

„Ich höre privat gern Rockmusik, aber irgendwie ging es mir dann doch nach einiger Zeit auf die Nerven“, meinte Vanessa (16) zur Inszenierung. „Es war doch interessant gemacht, und von einer solchen Bühnentechnik träumen wir in Darstellendem Spiel“, setzt Bente (17) dagegen. Andere wollen in der ersten Unterrichtsstunde nach der Aufführung wissen, wieso Szenen ausgelassen wurden oder diskutieren, welchen Sinn bestimmte Einfälle in der Inszenierung hatten.

Gefallen hat es sicherlich nicht jeder oder jedem – auch die Deutschlehrkräfte waren sich nicht einig. Aber die Anstiftung zur Diskussion und zur Meinungsbildung dürfte funktioniert haben.

Vielen Dank an Katja Scheunemann und Carla Heilmann für die Organisation des Ausfluges.

Text und Fotos: Dr. Meike Wulf, Oberstufenleitung TMS